Nicht ganz ausgereift

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leseclau Avatar

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Lois und Carly May steigen als 12jährige freiwillig in das Auto eines Fremden. Dies erscheint ihnen völlig natürlich. Der Mann, der sie auf diese Art entführt, lebt mit ihnen in einer Hütte im Wald. Die Mädchen verspüren keine Angst und versuchen, hinter die Geheimnisse ihres Entführers zu kommen. Gelegenheiten zur Flucht lassen sie ungenutzt. Lois und Carly May werden Freundinnen, eigentlich fast Schwestern.

Plötzlich ist alles vorbei. Die Polizei stürmt die Hütte, der Entführer wird erschossen. Carly May und Lois kommen in ihre überforderten Familien zurück, die nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Auch vor der Entführung ist ihr Verhältnis zu den Eltern und Geschwistern nicht gut.

Wir lernen die beiden als Erwachsene kennen. Lois ist Professorin für Literatur, Carly May Schauspielerin. Nach und nach wird deutlich, wie wenig die beiden ihre Geschichte verarbeitet haben. Sie haben untereinander keinen Kontakt. Als Lois die Ereignisse leicht verändert in einem Buch veröffentlicht, ist Carly May befremdet und verletzt. Sie nimmt zudem eine der Hauptrollen bei der Verfilmung des Buches an.

Lois und Carly May forschen nun nach, was aus der jeweils anderen geworden ist. Sie sehnen ein Treffen herbei und fürchten es gleichzeitig. Am Set kommt es dann zum Aufeinandertreffen. Sie sind sich sofort nah und klären einige Punkte aus der Zeit ihrer Entführung.

So weit so interessant. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht beider Mädchen beschrieben. Wenn diese Ereignisse pointierter erzählt und die Figuren etwas tiefgreifender angelegt wären, hätte man ein wirklich gutes Buch in den Händen. Leider gibt es noch einen weiteren Erzählstrang. Ein Student von Lois hackt sich in ihren Computer und möchte den Protagonisten ihres neuen Buchs kopieren. Er schleicht sich immerhin mehr in Lois Leben, die niemandem davon erzählt. Am Film-Set kommt es schließlich zum Showdown. Diese Aspekte des Buchs waren sehr langatmig und meines Erachtens für einen guten Roman nicht notwendig. Nicht jedes Buch muss ein Psychothriller werden.