Syzygie

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„The other girl“ erzählt die Geschichte zweier Frauen, die als 12-Jährige entführt wurden – ohne Lösegeldforderung und ohne Missbrauch. Inzwischen sind die Frauen ca. 30 Jahre alt: Lois, Kind aus „gutem Hause“, ist Literaturprofessorin, die unter einem Pseudonym ein Buch über ihre Entführung schreibt, und Carly May, das Farmerkind, nicht gerade hoch im Kurs stehende Schauspielerin mit Hang zum Alkohol, die sich den Künstlernamen Chloe zugelegt hat. Chloe bekommt das Drehbuch zu einem Film, in dem sie eine Ermittlerin spielen soll – und zwar im Fall ihrer Entführungsgeschichte. Ihr ist klar, dass das Drehbuch von Lois geschrieben worden sein muss, aber weil die Geschichte teilweise falsch ist, erzählt sie ihre eigene Geschichte. Dass sie die Rolle annimmt und sich die beiden begegnen, ist klar, doch ob es bei der Begegnung zwischen Lois und Carly May zum großen „Showdown“ kommt, sei hier nicht verraten.

Die Geschichte besteht aus vier Teilen, von denen drei Teile aus Lois' und Carly May bzw. Chloes Perspektive erzählt sind. Dabei wechseln sie sich ab – gut umgesetzt durch die unterschiedlichen Erzählstile der beiden. In diesen Kapiteln erzählen mal die 12-jährigen Mädchen, mal die erwachsenen Frauen und auch mal die Mädchen aus der Zeit vor und nach der Entführung. Da die Geschichte nicht chronologisch erzählt ist, sondern immer wieder springt, weiß man außer vom Klappentext her nie, was passiert bzw. passiert ist. Darüber hinaus gibt ein Teil einen Auszug aus dem Buch von Lois wieder – erst hier erfährt man also mehr über die eigentliche Entführungsgeschichte. Daher wird auch erst in diesem Teil klar, wie der Entführer auf sie aufmerksam wurde und so viel über die beiden wissen konnte und warum die Mädchen nicht wegliefen – obwohl sie hätten können.

Ist das Buch ein Krimi? Nein. Ist es spannend? Ja, durchaus – es hat aber auch Längen. Das Buch ist eher ein Psychogramm über zwei Mädchen bzw. Frauen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten – und doch verbindet sie über die Entführung hinaus etwas. Und was das ist, deutet der Untertitel „Du kannst niemals ganz entkommen“ an: Wem oder was die Mädchen entkommen wollen, dieser Frage geht das Buch für die Protagonistinnen nach. Außerdem wird die Frage nach dem Motiv des Täters stark thematisiert.

An sich bekäme das Buch 3,5 Sterne, da es nicht so gut ist, wie ich es für 4 Sterne erwarte (dazu ist mir die Geschichte zu konstruiert und dazu bleiben letztlich zu viele Fragen unbeantwortet), aber doch gut. Etwas straffer erzählt und es wären 4 Sterne geworden.