The other girl

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Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Buch halten soll. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet. Die Geschichte ist gut und auch der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Man konnte sich gut in die Charaktere hineinversetzen und auch wenn ich manche Handlungen nur schwer nachvollziehen konnte, machten sie für die einzelnen Charaktere durchaus Sinn. Ich hätte mir allerdings insgesamt etwas mehr Spannung gewünscht, schließlich wird das Buch als Thriller vermarktet, was ich absolut nicht nachvollziehen kann. Die Geschichte plätschert seicht durch das Buch dahin. Es gibt keine große Spannung und auch keine merklichen Höhepunkte. Das Ende kam genau so plätschernd. Es kam mir so vor, als hätte ich das ganze Buch auf etwas gewartet, irgendetwas, das noch passiert, was aber nie kam.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Mädchen/heute Frauen erzählt. Für mein Empfinden wechselt die Erzählperspektive zu häufig. Kaum ist man richtig angekommen, muss man sich schon wieder umorientieren. Vielleicht sollte dadurch Spannung aufgebaut werden? Ich fand es eher lästig und Spannung ist dadurch auch nicht aufgekommen. Außerdem fand ich, dass beide Charaktere sich ziemlich ähnlich sind und es daher aufgrund der Ich-Perspektive manchmal nicht so einfach war, den Überblick zu behalten, wer gerade erzählt. Zwei individuelle Stimmen für die Charaktere haben mir gefehlt. Oberflächlich gesehen scheinen sie zwar sehr unterschiedlich (die eine (Lois/Lucy) schüchtern und intellektuell, die andere (Carly May/Chloe) eine extrovertierte Schauspielerin), doch im Kern und in ihren Gedanken waren sie sich doch zu ähnlich.

Was ich gut fand, war, dass es in der Mitte des Buches auch einen Abschnitt gab, der nicht aus der Sicht der beiden Charaktere, sondern aus einer anderen Erzählperspektive geschrieben wurde. Dieser Abschnitt ist in der Geschichte Auszug des Buches, in dem Lois ihre Entführungsgeschichte verarbeitet. Die Idee war zwar gut, aber schlecht umgesetzt. Die Perspektive ist nicht konstant, springt immer hin und her zwischen den einzelnen Charakteren. Die Autorin hätte sich hier für eine Perspektive entscheiden müssen (die auktoriale, personale, neutrale werden hier bunt gemischt).

Ich möchte das Buch gar nicht schlecht reden, denn die Idee ist wirklich gut. Mir hat nur die Umsetzung nicht so gut gefallen. Daher und durch die fehlende Spannung würde ich das Buch nur eingeschränkt weiterempfehlen. Ein "Thriller" ist es definitiv nicht.