The other Girl

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Er hat sie sich akribisch ausgesucht. Zwei zwölfjährige Mädchen, eine aus Nebraska und eine aus Conneticut. Er hat Tagesprofile von beiden erstellt, wusste wann sie von der Tanzschule beziehungsweise aus der Bibliothek kommen. Carly –May ist blond und sehr extrovertiert, träumt von einem Leben als Berühmtheit, Lois ist die introvertierte mit einem Hang zu Büchern. Beide steigen fast widerspruchslos in sein Auto ein, keine Fluchtgedanken quälen sie, eher im Gegenteil scheinen sie froh zu sein der Langeweile und Perspektivlosigkeit ihres Zuhauses entfliehen zu können. Sechs Wochen leben sie mit ihrem Entführer in einer kleinen Hütte im Wald.
Achtzehn Jahre später… Carly-May nennt sich jetzt Cloe und ist eine eher unbekannte Schauspielerin. Lois ist eine Literaturdozentin die der Verfilmung ihres ersten Romans, den sie unter ihrem Pseudonym Lucy Ledger geschrieben hat, entgegenfiebert. Ein Ereignis das beide Frauen zum ersten Mal, seit den Wochen im Wald wieder zusammen führt und die Geschehnisse von damals enorm präsent scheinen lassen, denn keine hat die Ereignisse im Wald je vergessen können.

Das Stockholm-Syndrom aus der Perspektive von zwei zwölfjährigen Opfern. Das ist so ungefähr die Quintessenz dieses Romans, unter dem ich mir laut des Klappentextes eher einen Thriller vorgestellt hatte. Das alleine möchte ich nicht negativ bewerten, jedoch ist die Geschichte als Romans für mich auch zu oberflächlich. Teilweise in der Gegenwart, teilweise in der Vergangenheit und auch als Fiktionen von Lois Romans werden die Geschehnisse aus der Sicht der Beiden dargestellt. Für jeden Erzählstrang werden entweder die richtigen Namen der Mädchen oder ihre Pseudonyme in Lois Roman oder in ihrem wirklichen Leben gebraucht. Das ist ziemlich verwirrend und soll wohl die Zerrissenheit der Beiden porträtieren, für mich war es manchmal schwierig zu folgen. Ein weiteres Manko stellen für mich die Nebenprotagonisten dar, die Eltern der Mädchen und das familiäre Zusammenleben werden zwar hinreichend dargestellt, sind mir aber zu stereotyp, die Motivation des Entführers, der seine Opfer angeblich so akribisch ausgesucht hat, bleibt für mich völlig im Dunkeln. Warum sucht er sie sich so genau aus, plant alles monatelang im Voraus, nur um sich dann mit ihnen im Wald zu verstecken? Ich habe während des Lesens immer wieder gehofft das sich die Handlung einem spannenden Ende nähert oder zu mindestens ein paar kleine Spannungsbögen bereithält, dem ist nicht so. Schade. Nein dieser Roman lässt mich sehr verdrießlich zurück.