Eine kleine Enttäuschung, denn obwohl die Handlung gut war, war die Liebesgeschichte es nicht...

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lenchen2707 Avatar

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INHALT

Nach vielen Jahren treffen Sam und Dessie wieder aufeinander. Mit einem dramatischen Vorfall wurde ihrer Teenagerliebe ein Schlussstrich gesetzt. Jetzt soll Dessie als Personenschützerin Sam als Klienten annehmen. Was wenn sie dabei vergisst ihr Herz zu schützen?

CHARAKTERE

Mit dieser Kategorie zu starten wird den Roman wohl erst einmal in ein schlechtes Licht rücken, denn ich muss sagen, dass die Charaktere mich leider absolut nicht überzeugen konnten.
Dessie hatte mich vom Klappentext her eigentlich wirklich angesprochen. Ich bin ein großer Fan davon, die Rollen in Büchern auch einmal zu tauschen und da eignet sich eine Frau als Bodyguard natürlich perfekt. Allerdings habe ich von Dessie überhaupt nicht mitbekommen, wie sie als taffe und selbstbewusste Frau auftritt. In ein paar Flashbacks hat sie zwar den Eindruck vermittelt, doch in der Gegenwart war sie eher ein Fähnchen im Wind. Unfähig Entscheidungen zu treffen und sich selber einmal Schwäche einzugestehen. Von ihrer Auffassung von Liebe oder ihrem Verhalten in einer Beziehung ganz zu schweigen. Beinahe gefühlskalt hat sie sich Sam gegenüber verhalten und das zu lesen, war nun wirklich kein Fest. Denn auch obwohl ich Sam nun nicht total geliebt habe, muss man sagen, dass er ein durchschnittlicher recht sympathischer Protagonist ist. Er versucht erst gar nicht mit dem Badboy Kram anzukommen und durch seine Sicht wird auch recht schnell klar, dass ihm Dessie wirklich am Herzen liegt, das was man bei ihr vermisst. Ein anderer Pluspunkt zu seinem Charakter ist definitiv, wie er sich im Umgang mit seiner Mutter verhält. Man merkt wie wichtig ihm diese Beziehung ist und das er wirklich vollen Herzens dankbar ist für alles, dass sie ihm ermöglicht hat. Diese aufrichtige Liebe von Sohn zu Mutter habe ich nun noch nicht allzu oft in Büchern dieses Genre entdeckt und ich muss sagen, dass es mir wirklich gut gefallen hat. Es hat seinem Charakter dann doch dieses menschliche gegeben, dass bei Dessie eben vollkommen gefehlt hat.

HANDLUNG

Auch wenn die Charaktere nicht so nach meinem Geschmack waren, heißt das für die Handlung noch nicht zwangsweise, dass ich sie schlecht finde. Im Gegenteil diese stach hier deutlich als das Highlight heraus. Das Drama, die Plottwists und die Art wie die Kapitel gestaltet wurden, hat mir gut gefallen.
Anfangs versuchte die Autorin zwar deutlich zu viele Themen in dieses Buch miteinzubringen, doch da ein paar von diesen in leere Schwarz verlaufen sind, hat sich mit der Zeit dann etwas mehr Struktur ergeben. Diese angeschnittenen Handlungsstränge hätten natürlich nicht einmal da sein sollen, doch im Endeffekt kann man gut über sie hinwegsehen.
Ein Hauptthema das mich wirklich angesprochen hat und ein paar tiefgründigere Momente erzeugt hat, war der Rechtsextremismus. Passend zur derzeitigen Politik, kann man in diesem Buch lesen, dass Intoleranz eben doch immer noch ein Thema ist (sogar in Schweden). Mit tieferen Einblicken in Sams Person wurde diese Thematik auch mit vielen Gefühlen verknüpft und so noch realistischer gemacht. Meiner Meinung nach ist ihr das gut gelungen.
Die Handlung um Sams Drohungen, war ebenfalls gut durchdacht und am Ende sogar noch mit einem psychisch gut ausgeprägten Krankheitsbild versehen. Auch wenn man die Wendung recht zeitnah schon erraten könnte, halte ich sie trotzdem für gelungen.

SCHREIBSTIL

Für ihren Schreibstil kann man Simona Ahrnstedt wirklich loben. Er ist locker, flüssig und angenehm zu lesen.

Fazit: Wenn es um Bodyguard oder Romane geht wäre dieses Buch nicht meine erste Wahl, aber für Leute die nicht so viel Wert auf die Charaktere legen könnte es trotzdem eine gute Wahl sein.