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fabelhaftefeder Avatar

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Bereits die ersten Seiten dieser Leseprobe entfalten eine düstere, dichte Atmosphäre, die sofort spürbar macht, dass Bovalino nicht einfach eine Fantasygeschichte erzählt – sondern ein episches, zutiefst menschliches Drama über Macht, Abhängigkeit und Loyalität.

Im Mittelpunkt stehen Grey und Kier, zwei Figuren, deren Schicksale untrennbar miteinander verbunden sind. Sie ist seine „Hand“, seine Quelle der Magie – eine Verbindung, die weit über Kameradschaft hinausgeht und irgendwo zwischen Intimität, Pflicht und Abhängigkeit schwebt. Diese Dynamik ist das Herzstück der Geschichte: ein intensives Zusammenspiel aus Nähe und Kontrolle, Zuneigung und Schmerz, das Bovalino mit einer feinen, fast poetischen Sprache zeichnet.

Die Welt, in der sich die Handlung entfaltet, ist rau, kriegsmüde und voller Magie, die langsam zu erlöschen droht. Schon nach wenigen Seiten spürt man, dass in dieser Welt nichts mehr im Gleichgewicht ist – weder politisch noch emotional. Der Krieg zwischen den Nationen, der Verlust der Magie, der Mythos um die „Isle of Locke“ – all das bildet ein tiefes, fast mythisches Fundament, auf dem sich die persönliche Geschichte von Grey und Kier abspielt.

Besonders beeindruckend ist, wie Bovalino Weltaufbau und Gefühl miteinander verwebt: Der Regen, das Schlachtfeld, die Zeltplanen voller Schimmel – all das spiegelt Greys innere Zerrissenheit wider. Der Text ist durchzogen von stiller Melancholie, aber auch von unerschütterlicher Stärke.

Man spürt den Schmerz der Figuren, ohne dass er übertrieben wird. Stattdessen entfaltet er sich in leisen Momenten – in einem Blick, einer Berührung, einem unausgesprochenen Gedanken. Diese emotionale Tiefe hebt The Second Death of Locke von vielen anderen High-Fantasy-Romanen ab: Es ist kein Heldenepos, sondern eine Geschichte über Verlust, Loyalität und den Preis von Macht.

Sprachlich überzeugt die Leseprobe mit einem eleganten, fast literarischen Stil, der die düstere Stimmung perfekt einfängt. Die Übersetzung von Diana Bürgel und Julian Müller behält diesen feinen Rhythmus bei – sie ist fließend, aber nie glatt, sondern bewahrt das Raue und Kantige der Originalsprache.