Ein Wettlauf gegen die Zeit

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buchfänger Avatar

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The Twenty beginnt mit einem Paukenschlag – und mitten in der Nacht. Ein namenloser Protagonist erwacht gefesselt und desorientiert in absoluter Dunkelheit. Holland versteht es meisterhaft, die klaustrophobische Atmosphäre durch die detaillierte Beschreibung der Sinneswahrnehmungen zu vermitteln. So vermochte ich den kalten Beton unter seinen Füßen zu spüren, den Staub zwischen den Zehen, die klebrige Substanz über seinem Mund. Die kurzen, abgehackten Sätze und die Wiederholungen spiegelten die Panik und Verwirrung des Gefangenen wider und zogen mich tief in die beklemmende Situation hinein. Die Spannung wurde dabei vom Autor geschickt aufgebaut, indem die Informationen nur tröpfchenweise preisgegeben werden. Erst Stück für Stück enthüllt Holland die grausame Wahrheit der Gefangenschaft, bis die Entdeckung des kalten Metalls in Händen und Füßen den Höhepunkt der Angst markiert. Der verzweifelte Versuch des Protagonisten, sich durch Atemtechniken zu beruhigen, wird jäh durch die Erkenntnis seiner Lage zunichte gemacht. Die sich nähernden Schritte und die sich öffnende Tür am Ende des ersten Teils bilden einen perfekten Cliffhanger und ersten Spannungshöhepunkt in diesem Thriller.

Ein Ermittler mit Ecken und Kanten
Im Anschluss daran wird Detective Chief Inspector Adam Bishop eingeführt. Holland stellt ihn in einer lauten, überfüllten Bar vor, wo er die menschliche Natur in all ihren Facetten beobachtet. Das schmierige Ambiente der Bar und die detaillierten Beschreibungen der Gäste zeichnen ein Bild von Bishops Charakter und seiner Welt. Er ist ein scharfer Beobachter, der sich in der Anonymität der Menge wohlfühlt. Der Kontrast zwischen dieser Umgebung und dem kalten, trostlosen Tatort, zu dem er gerufen wird, verstärkt die düstere Stimmung des Romans. Bishops Wunsch nach einem ungestörten Feierabend wird jäh unterbrochen – ein Hinweis auf die Dringlichkeit und Bedeutung des Falls. Die Entdeckung mehrerer Leichen, markiert mit kryptischen Zahlen, hat bei mir schon zu Beginn des Romans den Verdacht auf einen Serienmord aufkommen lassen, wodurch die Spannungskurve für mich weiter angezogen wurde. Gut gefallen hat mir auch die Dynamik zwischen Bishop und seinem Team, insbesondere seinem Detective Sergeant Jamie Hoxton, deren Entwicklungen ich auch über den weiteren Verlauf der Handlung mit Interesse verfolgt habe.

Ein Schatten der Vergangenheit
Parallel zur Einführung des Ermittlungsteams wird Romilly von Holland eingeführt. Ihre nächtliche Routine, geprägt von der Überprüfung von Türen und Fenstern, sowie die Panikattacke aufgrund eines Stromausfalls geben einen Einblick in ihre Psyche. Die Angst, die sie etwa in Dunkelheit erlebt, spiegeln die Eröffnungsszene wider und haben von Anfang an Fragen bei mir nach der Verbindung zwischen ihr und dem unbekannten Gefangenen aufgeworfen. Die Nachricht über den Mordfall weckt in Romilly ein tiefes Unbehagen, als ein Gefühl des Wiedererkennens, das sie seit Jahren verdrängt hat. Diese subtile Vorahnung erzeugte schon zu Beginn des Romans eine beklemmende Atmosphäre für mich, deren Intensität im Verlauf weiter gesteigert wurde, indem zu frühem Zeitpunkt bereits angedeutet wurde, dass Romilly mehr mit dem Fall zu tun haben könnte, als angenommen.

The Twenty überzeugte mich mit einem effektiven, von seinen Rätseln geprägten Spannungsaufbau, einem Ermittler, der mich in seinen Ecken und Kanten interessiert hat, und gelungenen Nebenfiguren, deren Rolle im Roman erst nach und nach enthüllt wurde. Die geschickte Verwendung von Cliffhangern, Kontrasten und Vorahnungen hat dafür gesorgt, dass ich diesen Thriller kaum noch aus der Hand legen konnte.