The Wind Weaver ist ein starker, wenn auch nicht fehlerfreier Auftakt

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Mit „The Wind Weaver - Sturmverführt“ gelingt Julie Johnson ein mitreißender Auftakt in die Reihe – ein Romantasy-Roman, der mit Elementarmagie, langsam entflammender Spannung und einer Welt voller Geheimnisse punktet. Und ja – der Wind weht hier nicht nur durch die Handlung, er fegt stellenweise alles hinweg.

☆ Inhalt und Atmosphäre
Die Geschichte beginnt ohne Umwege: Rhya Fleetwood, halb Mensch, halb Fae, ist in einem von Misstrauen und Gewalt zerrissenen Königreich zum Tode verurteilt. Gerade noch rechtzeitig wird sie von einem düsteren Fremden mit dem bezeichnenden Namen Scythe „gerettet“. Was folgt, ist eine Reise durch wilde Landschaften, uralte Magie und innere wie äußere Kämpfe – für Rhya ebenso wie für ihren schweigsamen Begleiter, der mehr über sie zu wissen scheint, als er zugibt.
Johnson setzt auf bewährte Elemente: eine prophezeite Auserwählte, eine Welt im Umbruch, eine Prise politische Intrige und natürlich – eine gehörige Portion Spannung zwischen den Hauptfiguren. Doch es ist weniger der originelle Plot als vielmehr die emotionale Dynamik zwischen Rhya und Scythe (alias Pendefyre – ein Name, über den man sich zurecht streiten kann), die den Reiz dieses Buches ausmacht. Wer „slow burn“ liebt, wird sich über jede kleine Geste, jedes unausgesprochene Wort freuen – und beim ersten Blick unter Scythes Helm vermutlich kurz den Atem anhalten.

☆ Stärken
Was überzeugt, ist das Worldbuilding: Die Welt Anwyvn wirkt durchzogen von Geschichte, Magie und Tragik. Dabei wird der Leser nicht mit Infodumps überhäuft, sondern entdeckt mit Rhya Stück für Stück die Regeln dieser Welt. Die Kreaturen, die Macht der Elemente und die Idee der vier „Remnants“ – magisch begabter Seelen – sind spannend konzipiert.
Auch der erzählerische Ton passt: Die Ich-Perspektive aus Rhyas Sicht sorgt für emotionale Nähe, ohne zu übertreiben. Das Tempo variiert, bleibt aber überwiegend hoch, insbesondere zu Beginn. Und ja, der „one bed“-Moment fehlt natürlich ebenso wenig wie die klassische Trainingsszene mit Funkenflug.

☆ Kritikpunkte
So gelungen die erste Hälfte auch ist – ab etwa 70 % verliert die Geschichte an Stringenz. Schauplätze wechseln, Nebenhandlungen treten auf, Zeitebenen verschwimmen. Es fühlt sich streckenweise an, als würden verschiedene Erzählstränge nebeneinander laufen, ohne sich wirklich zu verbinden. Auch die Dialoge schwanken zwischen mittelalterlich angehauchter Sprache und modernen Floskeln, was gelegentlich irritiert. Da das aber der erste Band einer Reihe ist, kann ich darüber hinwegsehen.

☆ Fazit
The Wind Weaver ist ein starker, wenn auch nicht fehlerfreier Auftakt mit viel Herz, Magie und Potenzial. Leser*innen, die sich für epische Romantasy à la ACOTAR oder The Bridge Kingdom begeistern, finden hier eine neue Reisegefährtin. Die emotionale Tiefe, die Welt und das langsame Entflammen zwischen zwei gebrochenen Seelen machen Lust auf mehr – auch wenn man sich für Band zwei etwas mehr narrative Fokussierung und Figurenentwicklung wünscht.