Toxische Männlichkeit romantisiert

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hundeliebhaberin Avatar

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Einem Hilferuf ihrer Zwillingsschwester folgend, landet Naomi in der Kleinstadt Knockemout - ausgerechnet an dem Tag, an dem sie von ihrer Hochzeit geflohen ist, ohne den Mann vorm Altar zu ehelichen. Ihre eineiige Zwillingsschwester Tina ist jedoch keine Unbekannte in Knockemout, weshalb Naomis Ankunft dort alles andere als angenehm verläuft. Darüber hinaus wird sie von Tina ausgetrickst und steht wenige Minuten nach ihrer Ankunft ohne Handy, Geld und Auto dar - und muss sich plötzlich um ihre Nichte kümmern, von der sie bis jetzt nichts wusste. Wie passend, dass ihr direkt der gutaussehende Bad Boy Knox über den Weg läuft, der gar nicht anders kann, als Naomi zu helfen, ihr sein Gästehaus anzubieten und sie von dem Tag an in Knockemout zu beschützen...

Der Plot ist an sich nichts Neues und von dem Genre bin ich auch toxische Beziehungen gewöhnt, die romantisiert werden bzw. deren Ernsthaftigkeit nicht thematisiert, sondern - sofern sie Teil der Vergangenheit einer*eines Proagonistin*Protagonisten ist, - in romantisierter Form reproduziert werden. Auch Lucy Score macht hier keine Ausnahme, sondern setzt durch ihre Figuren noch einiges drauf. Knox ist der Inbegriff von toxischer Männlichkeit. Er objektifiziert Frauen im Allgemeinen, und Naomi im Besonderen. Seine - und die sämtlicher anderer Männer im Buch - sind misogyn oder sexistisch. Und Naomi, die normalerweise sehr souverän und selbständig ist, kann natürlich nicht anders, als sich in Knox zu verzehren und dessen Grenzüberschreitungen und Übergriffikeiten in Beschützerinstinkt, Romantik und Verliebtheit umzudeuten.
Wie gesagt: Mir ist bewusst, dass viele Bücher dieses Genres auf ähnlichen Plots und Ausgangsszenarien aufbauen, Männer als Beschützer und Frauen häufig als hilflose, naive Wesen dargestellt werden, die erst durch einen Mann stark und vollständig werden können. Dennoch sind die Ausmaße hier auf einem ganz anderen Level und in meinen Augen auch schädlich - gerade als TikTok-Trend -, wenn diese Beziehungskonstrukte und dieses hierarchische Kommunikationsgefälle als normale bzw. erstrebenswerte, liebevolle Vorstellung von Beziehung vermittelt wird.

Zum Schreibstil: Er ist flüssig, das Buch ließ sich gut lesen und einige Figuren mochte ich sehr gern. Dennoch würde ich das Buch nicht gern weiterempfehlen, einfach weil mir die Darstellung der Beziehungen nicht gefallen hat.