11 Geschworene und ein Serien-Killer

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
justm. Avatar

Von

Stell Dir vor, man wirft Dir vor, Deine Frau und einen Freund umgebracht zu haben. Einfach so.
Die Entscheidung über Deine Schuld hängt nun von 12 Geschworenen ab. Nur, daß der eigentliche Killer eben einer dieser Geschworenen ist.
Genau das passiert dem aufstrebenden und gefeierten jungen Filmstar Robert Solomon. Der scheinbar Einzige, der an seine Unschuld glaubt: Sein Anwalt Eddie Flynn.


Autor Steve Cavanagh schuf mit "Thirteen" bereits Band vier seiner Reihe um den, zum Anwalt mutierten, früheren Trickbetrüger Eddie Flynn.
Wer dennoch erst mit diesem Buch in die Reihe einsteigt, dürfte aber keine Schwierigkeiten haben, denn obwohl immer mal wieder kleine Anspielungen auf die Vergangenheit des Protagonisten erfolgen, hat man als Neueinsteiger beim Lesen nicht das Gefühl eine Art Vorwissen zu benötigen. Alles was wichtig wäre, wird vom Autor ggf. nochmal kurz erläutert.

Was sonst wichtig ist?
Während die Idee eines Serienkillers, der dafür sorgt, daß Andere für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, sich dafür sogar in die entsprechenden Jurys schmuggelt, originell und ein wenig angsteinflößend ist, so sehr muß sich der Autor aber auch den Vorwurf gefallen lassen, daß mit der Lösung des Falls, sein Protagonist ja schon sehr, wenn nicht sogar zu sehr, in Ermangelung eines besseren Wortes: heldenhaft rüberkommt.
Das typische Problem solcher Krimis ist halt "Warum musste erst Person XY / der Held / die Heldin des Buches kommen, um (teilweise zig Jahre alte) Fälle zu lösen? Gibt es sonst nur unfähige Menschen?"
Genau das passiert hier auch. Und auch wenn man als Leser*in den Drang des Autors nachvollziehen kann, den eigenen Hauptcharakter als Helden abfeiern zu wollen, so sehr kann das aber, im schlimmsten Fall, auch ins Gegenteil umschlagen. Gerade wenn man als Leser*in irgendwann das Gefühl hat, daß absolut gar nichts dem Protagonisten etwas anhaben kann.
Diese Grenze wird in "Thirteen" - gerade zum Ende des Buches hin - wirklich nur haarscharf nicht überschritten.
Man hat teilweise ein wenig das Gefühl, daß Cavanagh sich von den Einheitskrimis dadurch absetzen wollte, daß er eben - in typisch amerikanischer Manier - nicht nur eine, sondern gleich 10 Schippen drauflegen wollte. Ob das gefällt, ist dann letzten Endes eher Geschmackssache.

Wer einen unterhaltsamen Krimi sucht, den man, wenn man einmal "drin" ist, nicht mehr weglegen kann; wer über die "Helden-Problematik" hinwegsehen kann oder sich gar nicht erst dran stört; wer Krimi-Action mit US-Pathos und einem Hauch Sozialkritik mag oder wer einfach schon die Vorgänger-Bände gelesen hat, der wird mit diesem Buch wahrscheinlich bestens unterhalten.

Von mir gibt es lediglich 3,5 Sterne!