Unschuldig vor Gericht

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Normalerweise steht in einem Strafprozess der Mordverdächtige vor Gericht und muss sich gegen die Anklage verteidigen. Doch was geschieht, wenn sich der Mordfall in Wahrheit ganz anders zugetragen hat und der wahre Mörder stattdessen in den Jury sitzt, um einen Unschuldigen für seine Taten ins Gefängnis wandern zu lassen?
In seinem neuesten Band der Thrillerserie um den gerissenen New Yorker Strafverteidiger Eddie Flynn beschäftigt sich der irische Autor Steve Cavanagh mit diesem besonders perfiden Szenario. Hollywoods aufstrebendes Schauspieltalent Robert „Bobby“ Solomon wird des Mordes an seiner Frau und deren Bodyguard angeklagt. Obwohl zahlreiche Beweise gegen Bobby sprechen, ist Eddie von dessen Unschuld überzeugt. Und so setzt er alles daran, den aussichtslosen Prozess doch noch zu Gunsten seines Mandanten zu entscheiden.

„Thirteen“ lässt sich auch ohne Kenntnisse der Vorgängerbände sehr gut lesen. Die Handlung wird überwiegend aus der Perspektive des Anwalts Eddie Flynn erzählt, dessen Lebensweg bislang recht holprig verlief. Vor seiner Karriere als Anwalt war Eddie Jahre lang als Trickbetrüger unterwegs. Und auch als Strafverteidiger traf Eddie eine schwerwiegende Fehlentscheidung, die ihn bis heute verfolgt und ihn dazu treibt, bei der Auswahl seiner Mandanten äußerste Vorsicht walten zu lassen. Ist er jedoch von der Unschuld seines Mandanten restlos überzeugt, gibt er vor Gericht sein Bestes.
In diesem Fall ist sein Gegenspieler jedoch einer der intelligentesten und kaltblütigsten Serienmörder in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Joshua Kane ist es gelungen, zahlreiche Menschen zu ermorden und dank akribischer Planungen dabei stets unentdeckt zu bleiben. Jedes Mal ließ er stattdessen einen unschuldigen Tatverdächtigen ins Gefängnis gehen, indem er den Prozess unterwanderte. In Eddie scheint Kane jedoch zum ersten Mal einen würdigen Gegner zu finden.

Obwohl von Beginn an klar ist, wer hinter den Morden, die Bobby zur Last gelegt werden, wirklich steckt, bleibt die Handlung durchweg sehr spannend. Gespannt verfolgt man als Leser den Gerichtsprozess und Eddies Rekonstruktion des wahren Tathergangs. Es ist erschreckend zu sehen, dass Kane vor nichts zurückschreckt, um seinen grausamen Rachefeldzug zu vollenden. Und so bangt man bis zuletzt, ob es Eddie und seinem Team gelingt, Kane nach all den Jahren endlich das Handwerk zu legen.

Mit „Thirteen“ ist Steve Cavanagh ein spektakulärer Justiz-Thriller gelungen, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Dadurch dass der Autor selbst lange als Anwalt tätig und laut Klappentext in zahlreiche prominente Fälle involviert war, wirkt die Schilderung des Gerichtsverfahrens sehr authentisch und man erhält spannende Eindrücke in das amerikanische Justizsystem. Einzig die Nebencharakter wie Eddies Partnerin Harper oder Bobby Solomon hätten noch etwas besser ausgearbeitet sein können. Über sie erfährt man leider sehr wenig und ich hätte es interessant gefunden, wenn einige Kapitel auch aus Bobbys Perspektive als unschuldig des Mordes Angeklagten geschildert worden wären. Alles in allem erhält dieser grandiose Thriller jedoch volle 5 Sterne von mir.