Unnötig kompliziert

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amena25 Avatar

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Nicolette Farell kehrt nach 10 Jahren in ihre Heimatstadt Cooley Ridge zurück, um ihr Elternhaus instand zu setzen und es verkaufen zu können. Ihr Vater, der an Demenz leidet, lebt seit einem Jahr in einem Heim. Ihr Bruder Daniel, der mit seiner Frau Laura in Cooley Ridge lebt und sich um den Vater kümmert, drängt aus finanziellen Gründen auf den Hausverkauf.
Nic hatte damals von einem Tag auf den anderen ihre Heimatstadt verlassen. Kurz zuvor war ihre beste Freundin Corinne spurlos verschwunden und Nic hat nach wie vor mit den Erinnerungen daran zu kämpfen.
Zu Beginn kann man sich gut mit Nic identifizieren, die nach langer Abwesenheit und nur gelegentlichen Kurzbesuchen mit schlechtem Gewissen ihrem Vater und ihrem Bruder gegenüber zurückkehrt. Auch ihre widersprüchlichen Gefühle angesichts alter Erinnerungen, früheren Bekannten und Freunden kann man gut nachempfinden. Beim Zusammentreffen mit ihrer Jugendliebe Tyler knistert es gewaltig, obwohl Nic in Phidalephia mit dem korrekten Anwalt Everett liiert ist.
Als kurz nach Nics Ankunft ein weiteres Mädchen verschwindet – ausgerechnet Tylers derzeitige Freundin Annaleise – setzt dies bei allen Beteiligten einiges in Gang. Allerdings wird die Handlung von da an nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern von Tag 15 an rückwärts bis zum Verschwinden Annaleises erzählt, die Motive der einzelnen Beteiligten kristallisieren sich allmählich heraus und man erfährt, was damals vor zehn Jahren mit Corinne geschah. Diese Erzählkonstruktion ist an sich originell und könnte raffiniert sein, hier hat sie sich in meinen Augen allerdings nicht bewährt. Die Spannung hat sich dadurch nicht erhöht, eher wurde der Erzählfluss unnötig verkompliziert. Zu viele Andeutungen, zu viel Reden um den heißen Brei nehmen Tempo und Spannung raus. Durch den verräterischen Untertitel weiß man auch schon von Beginn an, dass es um Lügen und Verdrängung geht, nur noch nicht, wer wen belügt. Das Ende, nun wieder chronologisch erzählt, bietet noch eine kleine Überraschung.
Ein solider Thriller, etwas zu konstruiert, aber das Etikett ,,Megaseller“ halte ich für übertrieben.