Verwirrende Zeiteinordnung

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steffmcfly Avatar

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Corinne verschwindet eines Abends spurlos. 10 Jahre später wird erneut eine junge Frau vermisst. Die Parallelen sind unübersehbar, da sie beide im Wald eines kleinen, verschlafenen Örtchens zuletzt gesehen wurden.

Die Geschichte wird aus Nicolettes Sicht erzählt, jedoch auf verschiedenen Zeitebenen. Neu war, dass die Geschichte von hinten erzählt wurde und von Seite zu Seite näher an den Tag des Verschwindens der jungen Frau rückte.
Leider machte es diese Erzählweise für mich teilweise so undurchsichtig, dass ich erst viele Seiten später bemerkte, was ich da eigentlich vor einer Stunde gelesen hatte. Die Puzzleteile waren alle da, jedoch für mich kaum zusammensetzbar.

Die Charaktere wirkten alle ziemlich distanziert, sodass es mir nicht möglich war, zu einem von ihnen eine nähere Bindung aufzubauen. Jeder trug so viele Geheimnisse mit sich, die den Charakter nicht einfach nur geheimnisvoll, sondern unnahbar machten. Auch Nicolette blieb dadurch sehr blass und war nicht zu greifen. Einzig zu Nicolettes und Daniels Vater konnte ich Sympathie aufbauen, da er durch seine Demenz Emotionen in mir auslöste. Schade.

Der Schreibstil an sich sehr flüssig und leicht verständlich, sodass man sich voll und ganz auf das Geschriebene konzentrieren kann. Leider waren die zeitlichen Zuordnungen auch dadurch nicht auffangbar.

Die Spannung war nur minimal zu spüren und baute sich lediglich in den letzten 20–30 Seiten auf. Daher würde ich hier nicht von einem Thriller, sondern von einem Roman mit ein paar wenigen Spannungsmomenten sprechen.