verworren erzählt statt Spannung aufzubauen

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mrs-lucky Avatar

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Vor 10 Jahren hat die damals 18-jährige Nicolette Farrell, genannt Nic, von einem auf den anderen Tag ihren Heimatort verlassen. Kurz zuvor ist ihre beste Freundin Corinne spurlos verschwunden, auch Nic und ihre Freunde wurden verdächtigt, es konnte jedoch kein Verbrechen nachgewiesen werden. Corinnes Verbleib ist weiterhin ungeklärt, beschäftigt aber Nic und die Bewohner ihres Heimatorts bis in die Gegenwart.
Als Nic nach Hause zurückkehrt, um ihrem Bruder bei Renovierung und Verkauf des Hauses ihres dementen Vaters zu helfen, verschwindet erneut ein junges Mädchen, alte Wunden werden aufgerissen, Misstrauen und Verdächtigungen flammen erneut auf, insbesondre da die Vermisste damals der Clique ein entscheidendes Alibi gegeben hat.
Megan Miranda greift in ihrem Buch zu einer ungewöhnlichen Erzählweise. Nach den einleitenden Kapiteln folgt ein Sprung zu dramatischen Entwicklungen 15 Tage nach Nics Ankunft in ihrem Heimatort. Nach einem Cliff-Hanger wird die Geschichte dann tageweise rückwärts erzählt, was erst einmal interessant und raffiniert klingt, sich beim Lesen jedoch als verwirrend entpuppt. Ich hatte beim Lesen immer wieder Probleme, nicht den Faden zu verlieren und die Ereignisse gedanklich in eine chronologische Reihenfolge und logische Zusammenhänge zu bekommen. Dadurch, dass man erst über die Auswirkungen liest und später über die dazu gehörenden Ereignisse, muss man sich gedanklich immer wieder auf das vorher gelesene zurückbesinnen, das aber ja eigentlich in der Zukunft liegt bezogen auf den aktuellen Lesepunkt. Beim Lesen ist das leider genauso verwirrend wie mein Erklärungsversuch. Ich war versucht, das Buch in chronologischer Reihenfolge zu lesen, dann wären aber schnell alle Geheimnisse geklärt und die Spannung ganz dahin.
Ansonsten ist die Geschichte in sich schlüssig, die Figuren sind glaubhaft, abgesehen von der Hauptfigur Nic bleiben die Charakterisierungen aber eher an der Oberfläche. Spannung wird in erster Linie dadurch erzeugt, dass vieles zunächst ungesagt bleibt und der Leser die Hintergründe für die Handlungen und Nics an Paranoia erinnernde Reaktionen erst spät erfährt. Mich konnte das Buch nicht wirklich überzeugen, der Fall selbst ist wenig spektakulär, seine Besonderheit zieht das Buch aus der Erzählweise, mit der ich mich nicht anfreunden konnte.