Martin Bauer ermittelt wieder

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Tiefer denn die Hölle, Krimi von Jörg Reiter und Peter Gallert, 400 Seiten, erschienen im Ullstein –Verlag.
2. Fall für den Polizeiseelsorger Martin Bauer und die Hauptkommissarin Verena Dohr, geschrieben vom Autorenduo Reiter & Gallert, die bekannt durch ihre erfolgreichen Drehbücher sind.
In einem stillgelegten Bergwerk wird eine teilverweste und mit Honig übergossene Leiche gefunden. Polizeidekan Rüdiger Vaals erleidet beim Anblick der Leiche einen Herzinfarkt. Sein evangelischer Amtskollege Bauer begleitet ihm im Notarztwagen in die Klinik. Vaals bittet ihn, einen gewissen Mann zu finden. Immer mehr Parallelen zu mysteriösen Frauenmorden zeichnen sich ab. Martin Bauer und Verena Dohr ermitteln wieder zusammen. Was hat der Dekan mit diesen Morden zu tun? Und können die beiden den Fall, der weit in die Vergangenheit zurückführt gemeinsam lösen?
Reiter und Gallert haben es wieder geschafft, mich hervorragend zu unterhalten. An zwei kurzweiligen Nachmittagen hatte ich den Krimi gelesen, habe das Buch nur ungern aus der Hand gelegt. 57 knackige Kapitel in genau der richtigen Länge, unterbrochen von kursiv gedruckten Briefen eines verzweifelten Kindes an seine verschwundene Mutter. Die Kapitelzahlen am Kopfende sind fett gedruckt und damit deutlich hervorgehoben. Am Kapitelanfang ist der Wochentag angegeben deshalb konnte ich mich in den Zeitabschnitten perfekt zurechtfinden. Verfasst im auktorialen Erzählstil, mit wortgewaltigen starken Dialogen, die handelnden Charaktere und das Setting sehr bildhaft beschrieben, schaffte das Autorenduo es bravourös Kino in meinem Kopf entstehen zu lassen. Man merkt einfach, dass die beiden auch Drehbuchautoren sind. An den passenden Stellen werden Bibelworte zitiert, die genauen Stellen sind als Fußnoten noch einmal aufgeführt. Durch die Verwendung einzelner Wörter im „Kumpeljargon“ fühlte ich mich immer ganz nah am Geschehen. Wieder einmal hat mich der Roman zu weiteren Recherchen im Internet angeregt. Diesmal hatte mich die Dahlbuschbombe neugierig gemacht. Für diesen Krimi haben die Autoren erneut umfassende Recherchearbeit geleistet.
Die handelnden Charaktere agieren glaubwürdig und nachvollziehbar, der plausiblen Story konnte ich zu jeder Zeit folgen. Für mich war es einfach, schon auf den ersten Seiten mitten drin im Geschehen zu sein, da ich den Vorgängerband ebenfalls gelesen habe. Die privaten und auch kollegialen Schwierigkeiten der Figuren machten sie nur noch sympathischer, ja menschlicher. Dafür kann ich dem Autorenduo nur uneingeschränktes Lob zollen. Dohr und Bauer sind wirklich ein gutes Team und es hat mir sehr viel Spaß gemacht, den beiden beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Unsympathisch fand ich den Kollegen Karman, Verenas Retourkutsche hat mich besonders amüsiert, das hätte ruhig noch deutlicher ausfallen können. Der Spannungsbogen, der auf den ersten Seiten schon hoch beginnt, kann sich tatsächlich bis zum Schluss halten. Obwohl man ständig ahnt, wer hinter den Taten stecken könnte kommt die genaue Aufklärung am Ende doch noch sehr überraschend, auch welche Rolle Ute Hartwig im vorliegenden Fall spielt. Ich fand diesen Teil noch besser als den Auftaktband und bin gespannt ob Gallert und Reiter sich in der nächsten Folge noch weiter steigern können. Neugierig bin ich natürlich auch, wie es im Privatleben der beiden Hauptfiguren weitergeht. Auch hier ist noch längst nicht das Ende in Sicht. Eine umfassende Leseempfehlung meinerseits und wohlverdiente 5 Sterne.