Tief unter der Erde...

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chrischid Avatar

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Eigentlich sollte Martin Bauer seine hochschwangere Frau zum Vorbereitungskurs begleiten, ohne einen Gedanken an die Arbeit zu verschwenden. Doch sein katholischer Kollege, Monsignore Vaals, bricht beim Anblick eines Toten in den Tiefen eines stillgelegten Bergwerks zusammen, so dass Bauer doch noch zum Einsatzort gerufen wird. Der Fall lässt ihm keine Ruhe, so dass er wieder einmal beginnt eigene Nachforschungen anzustellen. Die Spuren führen in Vaals Vergangenheit, doch nicht nur dort gibt es einiges was nicht so recht zusammenzupassen scheint…

Nach „Glaube Liebe Tod“ legt das Autorenduo Peter Gallert und Jörg Reiter mit „Tiefer denn die Hölle“ den zweiten Krimi rund um Polizeiseelsorger Martin Bauer vor. Auch wenn jeder Band für sich genommen verständlich und eigenständig erscheint, so empfiehlt es sich dennoch die gegebene Reihenfolge einzuhalten, um auch die Entwicklungen zwischenmenschlicher Beziehungen nachvollziehen zu können. Denn hier gibt es durchaus Aspekte, die zwar oberflächlich betrachtet nur eine untergeordnete Rolle spielen und für die Handlung weniger relevant erscheinen, um sämtlichen Denk- und Handlungsweisen der Hauptfigur folgen zu können, sind sie aber oft von Bedeutung.

Normalerweise wäre Martin Bauer in diesen Fall gar nicht involviert gewesen, hätte sein Kollege nicht einen Herzinfarkt erlitten. Schon früh stellt sich dem Leser daher die Frage, inwiefern Monsignore Vaals an den Vorkommnissen beteiligt ist beziehungsweise welche Informationen ihm dazu vorlagen. Wie bereits in seinem ersten Fall kann Bauer seine Füße natürlich nicht still halten, ein Glücksfall für den ebenso neugierigen Leser, denn dass hier etwas im Argen liegt scheint offensichtlich. Leider werden sowohl dem Polizeiseelsorger als auch Hauptkommissarin Dohr immer wieder Steine in den Weg gelegt, mitunter von Menschen, die eigentlich für dieselbe Sache kämpfen. Dieser interne Zwist schwächt das Gefüge, egal wie erfolgreich die Spurensuche ausgehen wird.

Im Gegensatz zum ersten Band hat man dieses Mal das Gefühl, dass eine bestimmte Laufrichtung bereits vorgegeben und nicht mehr viel Spielraum für anderweitige, möglicherweise ganz und gar abwegige, Spekulationen vorhanden ist. Obwohl das Spannungsniveau natürlich dennoch im oberen Bereich anzusiedeln ist, fehlt der gewisse Biss, den man im Auftaktband sehr zu schätzen gelernt hat. Sicherlich soll der Leser auch hier in die Irre geführt werden, häufig bleibt es allerdings beim Versuch, da man diesen als ebensolchen entlarven kann. Die gewohnte und liebgewonnene Leichtigkeit, die „Glaube Liebe Tod“ trotz aller Tragik ausmachte, hätte man sich auch hier intensiver gewünscht.

Sehr gut gelungen und daher erwähnenswert ist in „Tiefer denn die Hölle“ das gewählte Setting. Stillgelegte Bergwerke verbindet man sofort mit dem Ruhrgebiet, so dass man den Ausführungen gerne folgt und sich sofort vorstellen kann wie wohl der laufende Betrieb damals ausgesehen hat. Lokalkolorit auf höchstem Niveau, wodurch ein Gefühl von Heimat entsteht, egal ob man nun selbst ein Ruhrpott-Kind ist oder nicht. Trotz einiger weniger Schwächen können die Autoren weitestgehend an den ersten Band anknüpfen und haben hoffentlich noch den ein oder anderen Fall für Martin Bauer auf Lager.