Handwerklich einwandfrei, inhaltlich teils schwieriger

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laberlili Avatar

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„Tiergeister AG – Achtung, gruselig!“ hatte mich vor Allem deshalb interessiert, weil ich wissen wollte, ob es schon eine Vorleselektüre für mein begeistert Gespenst spielendes, inzwischen 4 ½ jähriges Patenkind wäre, ob sich das Buch später als Schultüteninhalt zur Einschulung eignen würde oder ab welchem Alter ich es in die Kinderbibliothek stellen würde: Die offizielle Altersempfehlung „8 und älter“ würde ich bestätigen und das Lesen dieses Kinderbuchs nicht vor der 3. oder 4. Klasse andenken.
Die Geschichte ist nett gemacht, unterhaltsam, und dürfte von Kindern zumindest als ein klitzekleines bisschen spannend empfunden werden. Das Buch ist nicht zu lang, also auch für jüngere Leser auf „Übungskurs“ prinzipiell geeignet, zumal Schriftgröße und Zeilenabstand so gewählt sind, dass die Augen kaum zwischen zu eng Gesetztem abrutschen könnten. Dazu gibt es zudem noch immer wieder kleine Zeichnungen zu den just geschilderten Szenen: Das ist handwerklich einfach gut gemacht.

Mein Problem liegt eher in den Figuren begründet: Arik war, bis eben grade eben, noch Haustier einer Familie mit Kindern, die er eingangs zwar ein wenig vermisst, vor Allem, als ihm sein eigener Tod noch nicht so klar ist, aber später wirkt es ein bisschen mehr als „denen ist halt mal der Hund hopsgegangen“. Kinder, für die das Thema Tod noch ein eher abstraktes Konstrukt darstellt und die womöglich selbst daheim mit Haustieren zusammenleben, wird diese Darstellung vermutlich noch ängstigen können; mein Patenkind würde ich so aktuell nicht mit dem Tod konfrontieren wollen, obschon sich zeigt, dass es auch Arik in dieser Geisterwelt ganz gut geht. Den Buchanfang, der direkt und ohne Umschweife den toten Arik in einer Grube zu sich kommen lässt, fand ich da viel zu wenig einfühlsam und einfach zu drastisch für jüngere Kinder. Diese Szenerie ist erst recht konträr zu Aussagen wie „Unser Hund ist zwar tot, aber er passt trotzdem noch immer auf dich auf. Er ist jetzt ein Schutzengel!“, mit denen man Kinder gerne über den Tod hinwegzutrösten versucht. Im Buch ist es eher, dass „unser Hund ist jetzt tot und da ist’s ihm schnell egal, nicht mehr bei uns zu sein, egal, wie traurig wir nun sind“. Denn während Arik zumindest zwei-, dreimal noch an „seine“ Menschenkinder denkt, ist bei den anderen Geistertieren, die im Leben auch Haustiere gewesen sein dürften, überhaupt nicht, und erst recht nicht wehmütig, mehr die Rede von ihrer Vergangenheit mitten unter den Menschen.
Da sollte man sich vorher schon genau bewusst machen, wie „abgeklärt“ ein Kind mit dem Tod umgeht, ehe man ihm „Tiergeister AG – Achtung, gruselig!“ in die Hand drückt.

Die Handlung ist letztlich nicht sooooo spektakulär oder eindringlich; ich würde das gesamte Buch eher als „Zwischendurch-Unterhaltung“ ansehen und würde ggf. durchaus auch zu einem weiteren Band greifen, aber ich würde nun nicht davon ausgesehen, dass dies der erste Band einer künftigen „Kult-Reihe“ sein könnte oder dass dies ein Buch ist, was mal generell ganz begeistert im Klassenraum von SchülerIn zu SchülerIn ausgeliehen werden würde.
Für mich ergeben sich aus dem Großen und Ganzen hier vier knappe Sterne und eine Leseempfehlung an 8-11Jährige, wobei ich wiederum befürchte, dass Kinder >10 Jahren die Geschichte der Geistertiere in der Schule oftmals schon wieder als zu kindisch abtun würde; in diesem Fall sehe ich die Zielgruppe leider als definitiv sehr eng gesteckt an.