Irgendwie unrund

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Eine Gruppe Haustiere spukt nach ihrem Tod auf einer Burg herum, die tagsüber eine Menschenschule ist und nachts eine Gruselschule. Das ist kurz gesagt die Rahmenhandlung der Reihe "Tiergeister AG". Zwei Abenteuer („Achtung gruselig!“ + „Kaninchen-Alarm!“) sind bisher erschienen, beide habe ich kürzlich gelesen und bin etwas unschlüssig, was ich von der Serie halten soll.

Angelegt sind die Bücher auf kindgerechte Botschaften. Freundschaft, Zusammenhalt und Verständnis. Im ersten Teil verirrt sich der kleine Dackel Arik – der zentrale Held der Geschichten – in einem seltsamen Wald. Er wird von der Wüstenspringmaus Chili, der Katze Tara, dem Chamäleon Plato und dem Kaninchen Honig gefunden und darüber aufgeklärt, dass er nun tot sei. So gelangt er zur Sankt-Ethelburg-Schule, wo er Spukunterricht bekommt. In einem zweiten Handlungsstrang geht es um Lisa, die von ihrem Freund Matteo blöd behandelt wird. Denn der hängt mit den coolsten Jungs der Schule ab und die Freundschaft zu einem Mädchen ist ihm peinlich.

Der Konflikt wird dabei sehr leicht und unkompliziert, fast nebenbei gelöst. Für die Altersgruppe ist das jedoch passend, die Probleme sind für Kinder gut nachvollziehbar und auch der Humor ist putzig.

Gefallen hat mir die Idee, das Geheimnis um den finsteren Wald als roten Faden durch die einzelnen Bände anzulegen. Warum können die Tiere den Wald nicht verlassen? Ist es ein Komplott der bösen Grusellehrer? Werden die Tiere in Wirklichkeit gefangen gehalten? Diese Fragen sind spannend, werden immer wieder aufgegriffen und verleiten zum Weiterlesen.

Der Einstieg in die Reihe hat in meinen Augen allerdings etwas leicht Verstörendes an sich. Da ist einmal die Sehnsucht des Dackels nach seinen früheren Besitzern, den Kindern Jette und Tim, die er nie wiedersehen kann, weil es aus dem Wald kein Entkommen gibt. Hätte man diesen Punkt nicht beruhigender und ermutigender lösen können?

Vielleicht hätte man Jette und Tim in die Handlung einbeziehen können. Gerade Kinder, die sich doch fast alle ein Haustier wünschen oder besitzen, können sich gut vorstellen, wie sehr die beiden ihren Arik vermissen müssen. Wissen sie überhaupt, dass er tot ist? Suchen sie ihn? Diese Fragen MUSS man für junge Leser aus meiner Sicht einfach klären, um das unterschwellige Unbehagen zu nehmen. Und: Warum nur wird so oft betont, dass Arik bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und nun ziemlich „kaputt“ aussieht? Ein Auge scheint jedenfalls nicht ganz da zu sitzen, wo es sitzen soll. Auch, wenn die farbenfrohen Zeichnungen diesen Umstand nicht widerspiegeln, da Arik immer nur von seiner „heilen“ Seite zu sehen ist (glücklicherweise!) hätte man man auf die Nennung dieses Details vielleicht einfach verzichten sollen.

Zuguterletzt muss ich noch den Aufbau kritisieren, der punktuell etwas chaotisch anmutet. Gerade im ersten Teil wird man nahezu mit den Figuren und ihren Namen überschüttet. Mir fiel es schwer, in der Geschichte anzukommen. Im Zusammenspiel mit der flotten, quirligen Handlung kann der Überblick über das tierische Buchpersonal schnell mal verloren gehen. Des weiteren hätte es mir geholfen, anfangs eine kurze, klare Übersicht über die Fähigkeiten der Geister zu erhalten. Durch Wände gehen, unsichtbar werden… Was ist möglich, was nicht? Diese Fragen werden zwar peu à peu aufgegriffen. Vieles liegt jedoch noch im Dunklen, so dass mir eine deutliche Vorstellung von Ariks Welt und ihren Gesetzen bisher fehlt.

Fazit: Der Humor der Reihe kommt bei Grundschulkindern sicher gut an und die spannende Frage, was es mit dem Gruselwald auf sich hat, macht neugierig auf Fortsetzungen. Mir persönlich sind die Bücher teilweise zu unstrukturiert und ein wenig zu unsensibel im Umgang mit der Todesthematik. Vielleicht werden diese Schwächen mit der Zeit noch ausgebügelt.