Kann man auch als Erwachsener mal lesen

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mangobelle Avatar

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Ich gehöre wohl definitiv nicht zur Zielgruppe dieses Buches, dennoch habe ich einen spannenden Lesenachmittag hinter mir.
Auf knapp 200 Seiten wird geschildert, wie sich Tilla Puppilla erst vor ihren sich dauerstreitenden Eltern flüchtet, indem sie ihren Eisenwagen kurzerhand an einen ICE anhängt und Richtung Basel fährt.

Wie das gehen soll?

Nun zum Einen ist Anton Puppilla, Tillas Vater, Erfinder. Zu seinen Neuerungen gehören zum Beispiel nie endende Limonade, Tee mit überraschenden Geschmäckern oder eben auch Kekse, die unheimlich stark machen.

Begleitet wird Tilla von ihrem besten Freund Zwieback. Dieser ist eine mannsgroße Fledermaus, die ähnlich wie einst Obelix, schlichtweg zu viel vom Zauberkeks genascht hat (als Versuchskaninchen) und nun nicht wieder klein wird. Dafür hat sie aber einen schönen Stall in Tillas Waggon erhalten.

Tilla findet schnell eine neue Übergangs-Heimat und in Felix und Merle gleich zwei Freunde gleichen Alters. Gemeinsam klären sie schon bald eine ungeheuerliche Tat in der Nachbarschaft auf.

Klingt vertraut? Finde ich auch. Denn beim Lesen kam mir doch einige Male Pippi Langstrumpf und ihre Freund Annika und Thomas in den Sinn. Wobei diesmal das Nachbarsmädchen die weitaus mutigere ist. Das Pferd wurde durch eine Fledermaus ersetzt und die Villa Kunterbunt ist nun ein Eisenbahnwaggon, der sich bei Bedarf in die Luft erheben kann.

Generell wurde die Geschichte um das starke Mädchen entstaubt und in die Gegenwart verfrachtet. ICEs, Limonaden mit exotischen Geschmäckern oder auch Spielkonsolen angeschlossen an Flatscreen-TVs tauchen da auf.
Und das wir uns nicht im beschaulichen Schweden befinden, merken wir etwa zur Hälfte der Geschichte, als ein Nachbarsschaftsstreit wegen eines geköpften Gartenzwergs droht.

Klinge ich verwirrend? Nun, ich bin eher begeistert. Ich habe eine kurzweilige Geschichte gelesen, die zumindest für mich als älteres Semester (heißt fern der Zielgruppe) modern las ohne aber auf die manchmal übliche Gossensprache zurückgreifen zu müssen. Die Themen wie unberechtigter Hausarrest und Nachbarsschaftsärger schienen mir auch nicht sehr weltfremd für derzeitige Heranwachsende.

Die Leserschaft wird sich wahrscheinlich aus der Grundschule rekrutieren oder dieser erst kürzlich entkommen sein. Allerdings können die Eltern auch gern zu den Buch greifen, wenn gerade nichts in der Nähe liegt. Es lohnt sich allemal.

Die Autorin ist Patricia Schröder, 1960 geboren und damit doch deutlich älter als ich. In ihrem Wikipedia-Eintrag las ich eine lange Liste von Kinder- und Jugendbücher, die mir aber als Mutter eines Kleinkinds (noch) nichts sagen. Ich erwähne hier mal willkürlich Lila Lakrizzen, HexGirls und Prinzessin Gwendolina.

Ungefähr aller vier Seiten taucht eine überaus gelungene Illustration von Edda Skibba auf. Es handelt sich hierbei um eine Bleistift-Skizze, die eine kurze Szene aus dem Buch zeigt. Ich habe schon einmal in einem Bericht erwähnt, dass ich mich mit Illustrationen nicht gut auskenne und daher nicht weiß, wie ich sie beschreiben soll. Auf dem Cover kann man es aber schon sehr gut erkennen.