Schaurig, spannend und geheimnisvoll

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hundenaerrin Avatar

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Minna hat vor elf Jahren ihre Mutter verloren. Sie war Büchersucherin in einem geheimen, unterirdischen Bücherlabyrinth, das seine eigenen Regeln hat. Nun setzt Minna alles daran, ebenfalls Büchersucherin zu werden und hat dafür nur einen Anhaltspunkt: Das Antiquariat des grummeligen Händlers Raban Krull, dessen Stempel sich in dem Buch ihrer Mutter befindet. Und tatsächlich gelingt es Minna, von ihm als Lehrling aufgenommen zu werden. Kann sie herausfinden, was vor all den Jahren mit ihrer Mutter geschehen ist? Und ist das Labyrinth tatsächlich so gefährlich, wie die anderen Lehrlinge sagen?
Alina Metz erzählt in relativ kurzen, angenehmen Kapiteln eine wirklich spannende und düstere Geschichte über Bücher und die Macht, die sie innehaben. Ergänzend hat sie am Ende eines jeden Kapitels kleine Buchauszüge aus Handbüchern, Märchen usw. beigefügt, was mir persönlich sehr gefiel, da es hin und wieder Informationen über das Gesagte der Geschichte hinaus eröffnete. Faszinierend war für mich ebenfalls das Weltensetting und die Idee des Bücherlabyrinths. Die Autorin ist sehr kreativ an die Herausforderungen der Koordination innerhalb des, und die Lebewesen in dem verzweigten System herangegangen und hat es wie einen lebenden Organismus beschrieben. Für mich in jedem Wort nachvollziehbar und meine Fantasie hat diese Idee sofort angenommen. Der Märchenwald war dabei für mich die Klimax des Erfindungsreichtums. Es war zu keinem Zeitpunkt langatmig oder schleppend, ganz im Gegenteil: Von Seite zu Seite zog das Spannungsniveau an.
Und auch bei den Figuren ist es Alina Metz gelungen, unglaublich undurchschaubare und sehr spezielle Typen zu entwickeln. Seien es der grummelige Lehrmeister Raban oder der verschlossene Jascha – jede Figur hütet ihr eigenes, prägendes Geheimnis aus der Vergangenheit, das Minna den anderen durch ihre verstehende und zugängliche Art stückweise entlocken kann. Doch diese Protagonistin zeichnet so viel mehr aus! Sie ist clever, entschlossen, erfinderisch und hat auf ihre ganz eigene Art ein Urvertrauen in sich selbst, das ich jedoch nicht als Selbstvertrauen bezeichnen würde. Sie hört auf ihr Herz und ihr Bauchgefühl – eine Fähigkeit, die wir Menschen viel öfter wieder in Betracht ziehen sollten. Ich bin sehr gespannt, wie sie sich im zweiten Band nach den Offenbarungen des Finales hier weiterentwickeln wird! Auch Gulliver mit seiner unglaublich tollpatschigen Art ist ein echtes Unikat und mir sehr ans Herz gewachsen.
Die Illustrationen im Vorsatzblatt und im Verlauf der Geschichte passen mit ihrem schwarz-weißen Stil wunderbar zur schaurigen Stimmung der Story. Danke an Lia Visirin dafür!
Für mich ist dieser erste Band eine durchweg gelungene Geschichte. Wer Bücher über Bücher mag und beim Lesen eine leichte Gänsehaut à la „Wednesday“ haben möchte, wird mit dieser Reihe seine wahre Freude haben!