Für den Urlaub auf La Palma

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sago Avatar

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Auch diese Buch gehört zu den derzeit so populären Roman, die auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen spielen. Zum einen in der Gegenwart und zum anderen im 15. Jahrhundert auf den Kanaren. Wie sich herausstellt, ist die Ärztin Romy die Reinkarnation von Iriomé, einer Priesterin der kanarischen Ureinwohner. Sie beschützte Amakuna, einen geheimnisvollen Pilz, der in der Lage ist, einfach jede Krankheit zu heilen. Nach einem Sturz hat Romy erstmals Visionen von Iriomé, die sie so beeindrucken, dass sie mit ihrer krebskranken Freundin Thea nach La Palma aufbricht. Denn dort wächst der Drachenbaum aus dem Titel, den Romy in ihrer Vision gesehen hat. Wie gelenkt von einer unsichtbaren Macht findet sie dort in einer Höhle den Pilz, nach dessen Einnahme Thea sogar gesundet. Sie beschließt, auf La Palma zu bleiben, während Romy zurückreist. Doch auch ein Pharmariese hat Interesse an dem Pilz. Kann Romy dessen Vertreter Nic Saratoga trauen? Natürlich nicht, möchte man ausrufen. Tatsächlich stellt sich heraus, dass Nic die Reinkarnation von Joaquin ist, Iriomé einstigem Geliebten. Der gehörte zu den spanischen Eroberern, die das Volk der Priesterin in die Sklaverei verschleppten. Selbst Iriomé wurde nach Spanien gebracht und floh trotz ihrer Liebe zu Joaquin, von dem sie inzwischen schwanger war.
Diese beiden männlichen Charaktere sind einer meiner Hauptkritikpunkte. Vor allem Joaquin war nie irgendwie grau, sondern schwankte ständig zwischen gut und richtig böse. Nic wurde für mich überhaupt nicht richtig greifbar, und auf den letzten Seiten legt er einen Wechsel zum Helden hin. Offenbar geläutert, da auch er nun von seiner tödlichen Krankheit befreit wurde, will er gegen den Pharma-Konzern aussagen.
Gut gefallen haben mir die Erzählstränge um Iriomé. Wie Romy in der Gegenwart wegen des Pilzes verfolgt wird, hat mich trotz des Auftretens anderer kanarischer Ureinwohner in ihrer Reinkarnationsform nicht so gepackt. Wie in den meisten Romanen mit verschiedenen Zeitebenen und gleichzeitig unterschiedlichen Protagonisten bleiben nach meinem Gefühl beide Geschichten irgendwie an der Oberfläche. Und das, obwohl der Roman ordentlich dick ist, so wie ich es mag. Zwar kommt er durchaus zu einem befriedigenden Abschluss, aber aus dem nachstehenden Material ergibt sich, dass es eine Fortsetzung geben soll, für die im Leserkreis der Titel gesucht wird. Eine nette Idee. Man kann sogar eine Reise nach La Palma gewinnen. Für den Urlaub dort eignet sich der Roman sicher bestens. Angesichts der großen Bücherkonkurrenz weiß ich allerdings noch nicht, ob ich der Geschichte von Amakuna wirklich treu bleiben werde.