Routine-Krimi nach Zahlen - fluffig, tuffig, seicht

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bildersturm Avatar

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Klar, "Tod auf Madeira" samt leuchtendem Cover hätte ja schon Warnung genug sein müssen - aber letztlich ist es schon erschreckend, wie VIELE Klischees dieser typische Urlaubskrimi schon auf den ersten Seiten abhandelt (in denen der titelgebende Tod noch gar nicht in Erscheinung getreten ist).
Der Klappentext verrät es schon: Wir bekommen es hier mit einer exotischen Strandlektüre nach Schema F zu tun, in denen die entzückende Landschaft eines Tourismus-Hotspots und ein möglichst exotisch mit einem Hauch Humor dahingemeucheltes Opfer exakt die Trigger bedienen, nach denen das Stammpublikum solcher Urlaubskrimis wahrscheinlich lechzt. Hier, in der Leseprobe, fällt dabei vor allem eines auf - die schier unglaubliche Anhäufung wirklich SÄMTLICHER Klischees dieser Literaturgattung. Die Hauptfigur (Autorin, wie meta!) flüchtet sich wie scheinbar jede Hauptfigur einer sommerlichen (Krimi-)Romanze nur deswegen in den Urlaub, weil zuhause der untreue Freund für das jähe Aus einer hoffnungsvollen Beziehung gesorgt hat und sie (natürlich) etwas Abstand gewinnen will. Begleitende Freundin, Reiseleiter und Touristengruppe erfüllen selbstverständlich die ihnen zugedachten Rollen ohne weitere Überraschung, natürlich ist Madeira ein kuschlig-romantisch verklärtes Eiland unter ewiger Sonne in geschmackvollem Grün, und es steht auch zu erwarten, dass die Romantik hier keinesfalls zu kurz kommt, denn scheinbar haben eh alle nur das Eine im Sinn. Oh fröhlicher Urlaub.
Dazu passt dann auch das portugiesische Autoren-Pseudonym, hinter dem sich (logisch) ein deutscher Schriftsteller versteckt, der, wie bei solcher Lektüre üblich, verklärte Reiselust in sehnsuchtsvolle Auslandsabenteuer umsetzt, weil das auch bei denen gut ankommt, die Sonntagabend das ZDF einschalten. Berechenbar und so typisch deutsch. Leider ein Schuss in den Ofen - ich bleib vorerst im Rheinland.