Wanderer, kommst Du nach Madeira...

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eckenmann Avatar

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Ich habe mich gern auf diesen Inselbesuch begeben und mir eine leichte Lektüre-Auszeit genommen.

Das Buchcover hat etwas Helles und Erheiterndes und Erschreckendes (Buchtitel) zugleich. "Tod auf Madeira" habe ich mir auch als Ablenkung und Reisebegleiterin für meine kleine Flucht aus dem Alltag gewählt.

Den Roman sehe ich als eine feine Melange aus Reiseverführer und Urlaubskrimi - versehen mit einer Prise Liebesromantik.

Tomás Bento beschreibt die Geschehnisse eines Insel-Aufenthaltes einer Gruppe befreundeter Mittdreißiger bis -vierziger aus Hamburg und das Leben einiger Madeira-Bewohner, die zum Teil sehr auf den Tourismus angewiesen sind.

Bisweilen ist mir das Lesen eher eine mühselige Wanderung als ein leichter Strandausflug - allerdings mit vielen erholsamen Pausen aber auch einigen überraschenden Wendungen. Ich nehme mir die Zeit und werde mit angenehm leichtem Lesestoff belohnt.

Ich genieße portugiesische Ausdrücke für Essen und Getränke wie kleine Häppchen zwischendurch und finde diese reizvoll und charmant in Landschaft und Natur und die Geschichte der Gruppe eingebettet.

Dabei bin ich der Krimiautorin Laura Flemming dicht auf den Fersen.
Sie erscheint vor allem in der zweiten Hälfte mehr und mehr als Beschleunigerin der Handlung.

Gevatter Tod erscheint recht schnell und löst zunächst Verdächtigungen und Verwicklungen innerhalb der deutschen Gruppe aus. Laura Flemming ist eine Vermittlerin zwischen der Welt der Touristen und der Gruppe um den melancholischen Commissário Torres. Charakter und Struktur der Beziehungen der befreundeten Frauen der Gruppe und ihrer Männer werden ausgelotet und lassen Raum für Spekulationen. Aber auch Zweifel, ob es eine/r von ihnen war.

Annäherung, Anziehung und Distanz zwischen dem Commissário und seiner zeitweiligen Sprachübersetzerin Laura finde ich sehr interessant beschrieben und pointiert, nur ganz am Ende (bei der Auflösung des Falles) ist es mir zu drastisch dramatisiert.

Dieses Gefühl, welches Mauricio seit dem tragischen Tod seiner Frau Maria in sich trägt, begleitet ihn, für mich ist es als ein Wesenszug durchgehend gut erfasst. Diese Anwesenheit von Abwesenheit. Aber auch eine Andeutung, dass es etwas Anderes geben kann. Dass es weitergeht. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, wie es der Untertitel verspricht.

Für mich bleibt das Buch als ein kleiner gedanklicher Reiseausflug mit sehr viel Sehnsucht nach gutem Essen und Trinken und Gastlichkeit in Erinnerung. Ich fühlte mich dabei ganz gut erholt und unterhalten.
Als Empfehlung für Freund:innen des eher sanften und wohligen Reisekrimis.