Mord in eigener Sache

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majandra Avatar

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1) Inhalt

Thomas Andreasson befindet sich routinemäßig an Bord eines Polizeischiffes, um den Start der Segelregatta vor den schwedischen Schäreninseln zu beobachten. Doch der eigentlich unspektakuläre Einsatz verwandelt sich mit dem Startschuss in einen seiner brisantesten Fälle: Direkt vor den Augen aller Anwesenden wird Oscar Julianer, Vizevorsitzender und nächster Vorsitzender der Segelgesellschaft, erschossen.

Die Ermittlungen verlaufen relativ schnell im Sand. Durch den Knall des Startschusses hat niemand diesen Schuss gehört, und die zahlreichen Besucher sind zu sehr mit der Regatta beschäftigt, als irgendetwas von dem Mord bemerkt zu haben. Zwar ergeben die Nachforschungen einen Schusswinkel, das ist jedoch aufgrund der anderen Schiffe wenig hilfreich. Das einzige, was wirklich feststeht, ist die Tatsache, dass Juliander – obwohl verheiratet – ein Frauenheld mit zahlreichen Affären gewesen ist.

Verschiedene Personen geraten ins Visier der Polizei, zudem stellt sich heraus, dass Juliander Drogen konsumiert hat. Auf der anderen Seite gehen die Vorbereitungen des KSSS zur Wahl des neuen Vorsitzenden weiter. Ob Julianders potenzieller Gegenkandidat dafür gesorgt hat, dass er aus dem Weg geräumt wird? Oder hat vielleicht eine enttäuschte Ex-Geliebte ihre Finger im Spiel?

2) Sprache / Stil

Wie in zahlreichen modernen Werken, zeigen sich auch in diesem Roman Schwierigkeiten mit der korrekten Verwendung des Plusquamperfekts – möglicherweise handelt es sich auch schlicht um Übersetzungsfehler. An folgendem Beispiel zu Beginn des Werks ist der falsche Tempusgebrauch gut zu erkennen – die Szene beginnt völlig korrekt im Plusquamperfekt, die Autorin fällt in der letzten Zeile jedoch fälschlicherweise ins Präteritum, was besonders auffällt und dadurch den Lesefluss stört:

„[…] Sie hatten im Bett gelegen […]. Nora hatte das Kinn auf den Ellbogen gestützt […]. Nur eine der Nachttischlampen hatte gebrannt […]. Wegen der Wärme standen beide Fenster weit offen, aber es war trotzdem stickig im Zimmer.“ (S. 14)

Korrekterweise hätte der letzte Satz lauten müssen:

„Wegen der Wärme hatten beide Fenster offen gestanden, aber es war trotzdem stickig im Zimmer gewesen.“

Dieses Problem zieht sich durch den gesamten Roman und ist recht ärgerlich.

Was sprachlich hingegen gut gelungen ist, ist das Ende des Romans. Um ein höheres Tempo in der Erzählung zu erreichen, fällt die Autorin auf den letzten Seiten ins Präsens. Diese Methode funktioniert sehr gut und vermittelt den LeserInnen tatsächlich das Gefühl, selbst in heller Aufregung und mitten in der Geschichte zu sein.

3) Kritik

Der Roman stellt von der ersten Seite an sehr viele Personen als Protagonisten vor, was dazu führen kann, dass man leicht den Überblick über einzelne Personen und ihre Konstellationen untereinander verliert. Erst im weiteren Verlauf des Buchs findet man sich allmählich mit dieser Diversität zurecht. Es wäre von Vorteil gewesen, auf diese Quantität zugunsten von Qualität zu verzichten.

Das Ende des Romans ist der Autorin besonders gut gelungen – alle bis jetzt noch offenen Fragen werden abschließend geklärt und halten noch einige Überraschungen bereit. Vor allem hier zeigt sich, dass sich der weite – textimmanente und real-lesende – Weg durch die mühsame Ermittlungsarbeit gelohnt hat.

4) Empfehlung

Das Werk kommt über die gesamte Länge von 362 Seiten so gut wie ohne Spannung aus. Interesse wird hauptsächlich dadurch aufgebaut, dass man die mühsamen Ermittlungswege endlich zu einem Abschluss gebracht sehen will – dieses Ende ist jedoch tatsächlich so gelungen, dass es die Langatmigkeit des Romans entschuldigt.