Brutal

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In der Beschreibung auf dem Klappentext klingt das alles recht einfach: junger Journalist erhält seinen ersten großen Auftrag. Er soll auf den Spuren Dian Fosseys eine Reportage über Berggorillas im Kongo verfassen und reist mit seinem Kollegen dorthin, obwohl ihm die gefährliche politische Lage in der Region bekannt ist. Weiter heisst es : "Chinesische Investoren, deutsche Waffenhändler, russische Oligarchen. ", dann kommen Rohstoffe, Warlords, Milizen, Kindersoldaten usw. usw. Ehrlich gesagt, hat mich das Buch etwas überfordert, bzw. es hat mir nicht sonderlich viel Freude bereitet, es zu lesen. Das soll es auch nicht, denn es geht um aktuelle, sehr ernste Themen.

Die Russen und Chinesen sind hinter den Rohstoffen des 21. Jahrhunderts wie Coltan und Seltene Erden hinterher und teilen sich Afrika schon auf, während Europa noch schläft und langsam hinterherdackelt. Das soll sich mit Andreas Schmidt ändern, einem aus dem Ruder gelaufenen Politiker, der Waffen nach Syrien verkauft hat. DAzu wird er über den Umweg Peking um die halbe Erdkugel in den Kongo geschickt. Alles sehr verwirrend und geheimnisvoll. Viele Personen, mit Echt- und Spitznamen treten auf, das Glossar am Buchanfang hilft, aber es ist trotzdem teilweise mühsam, sich mit all den Personen zurecht zu finden.Der deutsche Geheimdienst BND spielt ebenso mit wie das Auswärtige Amt. Das größte Problem: die lieben Deutschen wollen mitspielen, können aber leider nicht so skrupellos sein wie die oben genannten Warlords. Es gibt jede Menge Tote und viel Bezug und natürlich auch Informatives über den Krieg in Ruanda ab Anfang der 90 er Jahre.

Veit Etzold weiß unheimlich viel und hat auch gut recherchiert. Aufgrund seiner vielen Tätigkeiten u.a. als Berater für das Auswärtige Amt ist er Insider und hat ein aktuelles schonungsloses Buch geschrieben. Als Sachbuch hätte es mir wahrscheinlich besser gefallen. Vielleicht bin ich auch ein Weichei, wenn verschiedene Folter- und Mordmethoden beschrieben werden. Es blieb in mir vor allem das Gefühl, dass wir diesen Entwickllungen ohnmächtig zusehen müssen, was mich leicht depressiv zurückgelassen hat. So etwas mag ich nicht als spannenden Thriller lesen, dazu ist diese Szenerie zu wirklichkeitsnah und das Thema zu ernst.

Positiv: Durch die große Schrift und die einzelnen kurzen Kapitel kommt man relativ schnell voran. Wen das Thema an sich interessiert und wer kein solches Pflänzchen ist wie ich, hat auf jeden Fall einen tagesaktuellen gut geschriebenen und kenntnisreichen Thriller in der Hand !