Der Kongo als Rohstofflieferant

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koppi789 Avatar

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Der "Todesdeal" war mein erstes Buch von Veit Etzold - und ganz bestimmt auch mein letztes. Ein grauenhaftes Buch - und zwar in zweierlei Hinsicht:
zum einen sind die Schilderungen der Morde, Folterungen und anderer Widerwärtigkeiten durch kongolesische Warlords grauenhaft, ebenso wie die Schilderungen des zerrissenen Kongos.
Zum anderen ist der Schreibstil von Herrn Etzold gleichermaßen grauenhaft. Außerdem hat mich extrem gestört, dass das Wort "Kongo" im Genitiv ständig "des Kongoss" und nicht - wie es laut Duden korrekt wäre - "des Kongos" geschrieben wurde. Ich glaube, bei einem falschen Kongo-Genitiv mehr hätte ich das Buch auf keinen Fall weiter gelesen, denn das Lesen war ohnehin quälend genug.
Zur Handlung:
Martin, ein B-Journalist, wird von seiner Nachrichtenredaktion zusammen mit seinem Kollegen Bernd in den Kongo geschickt, sie sollen eine Reportage über Berg-Gorillas schreiben. Kurz nach Ankunft im Kongo wird Bernd erschossen, der einheimische Fahrer ebenso und Martin wird von einem Warlord entführt. Er gerät zwischen die Mühlen der verschiedenen Interessenlagen - es mischen die Staaten Rußland, Deutschland und China mit. Alle wollen das wertvolle Coltan, das im Kongo abgebaut wird und zur Handyproduktion unabdingbar ist, möglichst günstig erwerben und sich den Nachschub sichern. So mischen der deutsche Geheimdienst, dubiose chinesische staatliche Institutionen und auch die Russen mit. Es geht um verdeckte Waffenlieferungen, Schmiergeldzahlungen und weitere dunkle Geschäfte. Dazwischen taucht auch Martins Exfreundin im Auftrag des deutschen Geheimdienstes auf, die ihm wertvolle Informationen liefert. In dieser Gemengelage wird Martin seinem Entführer abgekauft, er soll für die Russen positive Reportagen über den Kongo, den Coltanabbau etc. schreiben. Sein Entführer, ein überaus brutaler Warlord, will jedoch für ihn Lösegeld vom deutschen Staat erpressen.
Es wimmelt in diesem Buch von unsympathischen, schlecht beschriebenen Charakteren, die Handlung ist langweilig, obwohl es sich um ein hochbrisantes Thema handelt, das vom Autor auch gut recherchiert wurde. Die Charaktere fand ich größtenteils völlig unglaubhaft, auch die Liebesgeschichte zwischen Martin und der chinesischen Interessenvertreterin wirkt völlig an den Haaren herbei gezogen.
Ich fand es sehr schade, dass ein wirklich hochbrisantes Thema, nämlich der Rohstoffhunger der westlichen Welt auf Kosten der Dritte-Welt-Staaten in einem solchermaßen unglaubwürdigen Roman verpackt wird. Der Autor hätte meines Erachtens besser daran getan, seine durchaus gründlichen Recherchen für ein Sachbuch zu verwenden, dort wären sie bei weitem besser aufgehoben.
Fazit: ein brutales, langweiliges Buch mit einer unglaubwürdigen Thrillerhandlung, und seltsamen Personen, wenn auch gut recherchiert. Keine Leseempfehlung meinerseits.