Ein mahnender Blick ins Innere unseres Handys

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
miss marple 64 Avatar

Von

Ein Politikthriller der besonders nahen Art, denn jeden Tag leben wir in unserer technisierten Welt ganz eng mit den Endprodukten des Computerzeitalters zusammen, ohne uns Gedanken zu machen, was eigentlich drinsteckt in unseren Laptops, Smartphones etc. Es geht dem Autor in seinem Roman darum, aufzuzeigen, nicht zu unkritisch Dinge unseres täglichen Lebens als selbstverständlich wahrzunehmen, uns zu sensibilisieren für die Problematik in Afrika, da wo Seltene Erden, Coltan und andere wichtige Rohstoffe auf oft menschenverachtende Art und Weise gewonnen werden, wo Menschen sterben müssen, um den Fortschritt in der westlichen Welt zu erhalten und voranzutreiben. Dem Autor gelingt es in einem packenden Thriller zu zeigen, welche Wirtschaftsmächte hierbei das Sagen haben, wie mit dem guten alten Dreieckshandel, bereits bekannt aus der britischen Kolonialzeit, Rohstoffe, Geld und Waffen legal und illegal hin-und hergeschoben werden, wie sich Neokolonialismus auf die zwischenstaatlichen Beziehungen in Europa, Asien und Afrika auswirken. Veit Etzold lässt seine Figuren in diesem Spiel agieren: den jungen, engagierten Journalisten Martin aus Berlin, der endlich einen großen Rechercheauftrag für Afrika erhält, wo es sich eigentlich der Problematik um die Berggorillas widmen soll. Schnell gerät er zwischen die Fronten rivalisierender Warlords, die die Minen im Kongo kontrollieren. Bald schon erhält er unfreiwillig Einblicke in illegale Machenschaften, die die Rohstoff-und Waffenversorgung weiterer Beteiligter betrifft. So stehen nicht zuletzt Interessen Russlands, Chinas und Deutschlands in Mittelpunkt der Handlung. Das Figurenensemble ist vielschichtig, bleibt aber übersichtlich, nicht zuletzt weil der Autor die Handlung in Kapitel unterteilt, die immer einen Handlungsort betreffen und den dazugehörigen Personenkreis. Bis dann alle Handlungsstränge und Personen an einem Ort-Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo zusammenkommen ( die Demokratie rührt auch nur aus dem einen Grund, dass einmal demokratische Wählen durchgeführt wurden- bis heute sterben im Kongo monatlich 50000 Menschen, so der Autor, hat ja nicht wirklich etwas mit Demokratie zu tun!).
Rasant steigt die Spannung im letzten Drittel des Buches, wo es auch um Martins Überleben geht. Das Ende zeigt uns natürlich, dass der vorliegende Text eine Fiktion ist, in der der Leser wichtige Einblicke in Weltwirtschaft-und politik bekommt und selbst entscheiden muss, nachdem er nun weiß, was alles in seinem Handy ist und wie es dahin kommt, ob es jedes Jahr ein neues Smartphone sein muss, während der Kampf um die wertvollen Rohstoffe selbst während der Lesezeit in blutiger Form weitergeht. Sicherlich haben wir kaum eine Alternative, aber schon das Wissen um die Dinge, sollte uns bewusster mit der Problematik umgehen lassen. Der Dank für diese Informationen gilt dem Autor.
Zuletzt möchte ich noch ein Wort an die Lektoren des Verlages richten: Ab und an kann es ja mal zu einem Druckfehler kommen, hier waren es aber meiner Meinung zu viele, auch einige sprachliche Fehler, die sich eigentlich durch aufmerksames Lesen vermeiden lassen.