Ein Serienmörder, der seine Taten hinter der Verwüstung von Tornados versteckt

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alekto Avatar

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Amaia Salazar ist eine interessante Protagonistin. Nun ist sie Subinspectora der Policía Foral in Navarra, doch als Zwölfjährige war sie sechzehn Stunden lang im Wald verschwunden. Als Polizistin löst sie in der Gegenwart mit ihrem guten Instinkt, der einer Eingebung gleicht, Fälle so wie das Verschwinden einer jungen Krankenschwester und hat dabei keine Probleme anzuecken. Der von ihr überführte Täter ist ein Arzt, der aus einer so angesehenen Familie stammt, dass ihn keiner ihrer Kollegen je verdächtigt hätte.
Die Leseprobe hat mich mit ihrer ungewöhnlichen Erzählstruktur überzeugt, die von diversen Sprüngen in Zeit wie Raum und Wechseln in der Perspektive geprägt ist. Insgesamt ist dies so gelungen konstruiert, dass die verschiedene Kapitel gut ineinandergreifen, wenn die Autorin aufzeigt, wie diese zusammenhängen. So springt das Todesspiel von der zwölf Jahre alten Amaia in Spanien mehr als zehn Jahre später in die USA nach Brooksville, Oklahoma. Dort wird im Wechsel zwischen dem Zeugen Albert und dem Täter Martin vom Mord an der gesamten Familie Jones erzählt. Der junge Albert, der den Warnungen seiner Eltern vor einem nahenden Tornado nicht so recht glaubt, ignoriert ihr Verbot und will seinen Freund auf der Farm seiner Eltern besuchen. Als Albert auf der Farm eintrifft, wird er vom Tornado überrascht. Da die Zeit nicht ausreicht, in den Schutzraum der Jones zu flüchten, versteckt Albert sich im Hühnerstall. Und er hat mehr Glück als Verstand, da der Tornado den Stall zwar über Albert zusammenbrechen lässt, der Junge dabei aber nur leicht verletzt wird. Eingeklemmt unter den Trümmern des Stalls muss er sich dann erst dem wahren Grauen stellen, das in Gestalt von Martin auf die Farm kommt und die gesamte Familie Jones ermordet und dabei auch vor den Kindern nicht Halt macht. Die Morde tarnt Martin als Werk des Tornados, um vor seinem Verschwinden eine Totenmesse für die Familie abzuhalten.
Das ist ein so starker wie ungewöhnlicher Einstieg in diesen Thriller, der sich von der als Kind verschwundenen Amaia, über die Zerstörungswut eines Tornados bis hin zu einem Serienmörder, der ganze Familien auslöscht, steigert. Dabei finde ich die einzigartige Kombination aus Tornado, Serienmörder und Totenmesse interessant.
Doch warum hält der Täter eine Totenmesse für die von ihm ermordete Familie ab? Weshalb muss er die Familie mit der Waffe des Familienvaters erschießen? Und für welche Sünden werden sie von ihm bestraft? Auch über Amaias noch rätselhafte Vergangenheit möchte ich gern mehr erfahren. Wie konnte sie als Zwölfjährige in nur sechzehn Stunden eine Strecke von dreißig Kilometern zurücklegen? Und inwiefern hängt ihr Verschwinden mit dem Geheimnis ihres Vaters, das zu bewahren sie an diesem Tag versprechen musste, zusammen?