Fatales Geheimnis

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alasca Avatar

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Sechs Frauen, Candela, Carmen, Ingrid, Lena, Ana und Teresa, begegnet sich nach 30 Jahren auf einer Party wieder, und offenbar kommen lang verschwiegene Dinge zur Sprache, die bewirken, dass Lena verstört die Party verlässt.

Die Leseprobe beginnt mit Rita, die Lenas Einladung zu sich nach Hause angenommen hat, und wir teilen ihre Reminiszenzen an einen Selbstmordversuch der Freundin in der Vergangenheit, dessen Grund wir nicht erfahren. Der solchermaßen geimpfte Leser verfolgt beklommen, wie sie die Wohnungstür offen vorfindet, bangt und ahnt es schon: Lena ist tot, sie liegt mit aufgeschnittenen Pulsadern in der Badewanne.

Lena, Ana und Teresa treffen sich, während David, Polizeibeamter und Anas Mann, seine Arbeit am Unglücksort tut. Im Gespräch wird das Verhältnis der Frauen zueinander deutlich, und es wird klar, dass es tatsächlich ein Geheimnis gibt. Dieses Geheimnis, von allen über all die Jahre bewahrt, scheint immer noch große Macht zu haben – so viel Macht, dass selbst unter den beteiligten Frauen nur verschlüsselt darüber geredet werden darf. Und Lena wusste anscheinend mehr als alle anderen – und sie wollte Rita in ihr Wissen einweihen.

Ist auf der Party zuviel gesagt worden? Wollte jemand nicht, dass Lena redet?

Perspektivwechsel: David stellt fest, dass es sich bei Lenas Tod nicht um einen Selbstmord, sondern um einen schlecht getarnten Mord handelt. Dazu kommt, dass der Abschiedsbrief Lenas auf ihrem PC offenbar Zitate aus Ritas Film enthält, in dem es um Geheimnisse geht. Was waren die Gesprächsthemen der Frauen seit der Rückkehr Ritas vor zwei Wochen? Ana scheint seitdem nervös, und David ist überzeugt davon, dass es einen Zusammenhang zu dem Todesfall geben muss. Er beschließt, seinen Kollegen auf die Frauen anzusetzen.

Zeitsprung zurück: Sechs Freundinnen, lebenshungrig und abenteuerlustig, freuen sich auf eine Klassenfahrt. Und der Leser ist neugierig, was in der Vergangenheit passiert sein mag, das in der Gegenwart eine von ihnen das Leben gekostet hat.

Der Stil des Textes ist ansprechend, und die Autorin versteht ihr Handwerk: Die Charaktere stehen uns nach wenigen Sätzen vor Augen, auch die Nebenfiguren (die Lehrerin, der Pater) sind lebendig gezeichnet, ein Spannungsbogen wird aufgebaut. Reizvoll die Zweiteilung des Erzählstranges: Der Krimiplot in der Gegenwart, die Vorgeschichte in der Vergangenheit. Werden beide Erzählstränge abwechselnd fortgeführt, oder haben wir es mit einer Rahmenhandlung zu tun?

Einen spannenden, handwerklich sauberen Unterhaltungsroman ohne großen Tiefgang würde ich hier erwarten.