Alte Sünden werfen lange Schatten

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Die bekannte und sogar mit einem Oscar ausgezeichnete Filmregisseurin Rita Montero kehrt nach mehr als 30 Jahren mit ihrer Freundin in ihr Heimatdorf zurück, um die Wohnung ihrer verstorbenen Tante auszuräumen. Dabei trifft sie ihre alte Freundinnen wieder, mit denen sie damals die Clique vom 28sten bildete: zunächst Lena, Tere, Candela, Carmen und Ana, später auch Sole.

Zu Beginn des Buches ist Rita auf dem Weg zu einem Abendessen bei Lena, die bei ihrer Einladung angedeutet hat, dass sie ihr die Wahrheit über eine gewisse Nacht vor langer Zeit auf dem Schiff erzählen will. Doch als Rita bei der Wohnung ankommt, entdeckt sie ihre Freundin tot mit aufgeschnitten Pulsadern in der Badewanne. Anas Mann David und sein Kollege Machado nehmen die Ermittlungen auf. Schnell kommt der Verdacht auf, dass der vermeintliche Selbstmord in Wirklichkeit Mord war und vermutlich jemand aus der Clique der Täter sein könnte. Der Grund könnte in der Vergangenheit liegen, denn ein dunkles Geheimnis belastet die Freundinnen. Im Jahre 1974 haben sie mit weiteren Klassenkameraden eine Abiturfahrt nach Mallorca gemacht und voller Vorfreude auf diese Fahrt hin gefiebert, die sie aus der Enge des Dorfes führen und mit anderen Menschen zusammenbringen sollte. Doch schnell wird klar, dass damals etwas passiert sein muss.

 

Das Buch war anderes als ich nach der Leseprobe erwartet hatte, hat mir aber trotzdem gut gefallen. Während anfangs alles auf einen spannenden Krimi hindeutete, der zum einen den aktuellen Mord aufklären und zum anderen das Geheimnis aus der Vergangenheit enthüllen sollte, stellte sich das Buch dann eher als Drama oder Frauenroman heraus. Die Aufklärung des Mordes spielt nur eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum, das Leben der Freundinnen darzustellen, das bei jeder unterschiedlich verlaufen ist – so verschieden wie sie bereits bei ihrem Kennenlernen in der Schule in ihrem Charakter, ihren Träumen und ihrem häuslichen Hintergrund waren. Aber auch dies hat die Autorin so fesselnd ge- und beschrieben, dass ich die Geschichte sehr spannend fand und immer mehr über die Freundinnen erfahren wollte. Außerdem erfährt der Leser auch erst ganz am Ende, was sich nun tatsächlich ereignet hat, weshalb die Spannung nie nachlässt, auch wenn manche Szenen vielleicht ein bisschen gekürzt hätten werden können. Die Personen sind lebendig beschrieben, so dass es leicht fällt, sich in sie hineinzuversetzen.

 

Etwas schwer gefallen ist mir allerdings teilweise, den Überblick zu bewahren. Bei sieben Freundinnen, von denen manche noch dazu in der Vergangenheit und Gegenwart unterschiedliche Namen benutzen, und den weiteren Hauptpersonen wusste ich manchmal nicht mehr, wem was in seiner Jugend widerfahren war oder wer aktuell gerade welches Leben führt. Glücklicherweise konnte die kleine Übersicht am Anfang des Buches gelegentlich ein bisschen Klarheit verschaffen. Weniger Probleme hatte ich mit dem häufigen Wechsel zwischen den Geschehnissen 1974 und 2007, wobei die aktuellen Ereignisse in sich auch nicht chronologisch geschildert wurden. Die kurze Zeitangabe am Anfang des jeweiligen Kapitels war hier sehr hilfreich.

 

Das Cover mit der Darstellung des aufgewühlten Wassers und der jungen Frau im roten Kleid finde ich gelungen. Beim Anblick denke ich weniger an einen Krimi als mehr an einen Frauenroman, was dem Buch gerecht wird. Ich denke, jemand, der einen spannenden und blutrünstigen Thriller erwartet, wird erst gar nicht zu diesem Buch greifen.

 

Der Text auf der Rückseite des Buches ist knapp gehalten, macht neugierig und verrät trotzdem nicht zu viel. Selbst der Klappentext, der ausführlicher ist, gibt dem Leser nicht zu viele Informationen und nimmt zu viel voraus.

 

Als Fazit kann ich sagen, dass Leute, die einen spannenden Krimi erwartet haben, wahrscheinlich enttäuscht werden. Wer jedoch eine gelungene Mischung aus Drama, Krimi, Frauenroman und zeithistorischen Eindrücken lesen möchte, macht bei diesem Buch keinen Fehler.