"Alte Sünden werfen lange Schatten"

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theresia626 Avatar

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33 Jahre sind ins Land gegangen, seit Rita (Marga) nicht mehr in ihrem Heimatdorf  war. Sie ist nach dem schicksalhaften Jahr 1974 für ein Semester nach England gegangen und niemals wieder nach Hause zurückgekehrt. Dort wurde sie eine sehr erfolgreiche Filmregisseurin. Sie trifft auf ihre alten Freundinnen Lena (Magda), Teresa (Tere), Candela, Carmen und Ana. Ana lädt alle zu einem „Mädelsessen“ ein und Ingrid (Ritas Freundin und Sekretärin) hat für alle eine große Überraschung parat. Sie hat in der Wohnung der verstorbenen Tante von Rita alte Bilder und einen Film entdeckt, den sie vorführen möchte. Erinnerungen an die Geburtstagsparty von Rita und die Abschlußfahrt nach Mallorca. „Die Frauen starren auf die Leinwand, gebannt wie Mäuse vor einer Kobra, die wissen, dass alles zu spät ist, dass es kein Entrinnen mehr gibt.“ Dadurch bringt Ingrid alles ins Rollen. Ich möchte keine weiteren Ausführungen zum Inhalt machen. Nur so viel sei verraten, dieses sehr schwerwiegende Geheimnis, das sie seit 1974 verband und auch voneinander trennte, hat ihr späteres Leben in vollkommen andere Bahnen gelenkt, als sie es (zusammen) geplant hatten.  

 

Der Roman spielt in zwei Zeitzonen, 1973/1974 und 2007. Er beginnt mit einer Einführung der Autorin. Darin stellt sie auch die Clique vom 28ten vor, so daß man immer mal nachschlagen kann, sollte man die geänderten Namen nicht mehr zuordnen können, danach folgt ein Auszug aus den Aufzeichnungen von Candela (die sind anfangs recht mysteriös) und los geht es im Juni 2007. Ein Kapitel das zeitlich eigentlich hinter die S. 156 gehört, jedoch als Einstieg in den Roman hervorragend paßt, weil er den Spannungsbogen sehr gut aufbaut. Anfänglich ist es doch etwas schwierig in den Roman einzusteigen. Die Autorin hat sich mit immerhin sieben Protagonistinnen selbst vor eine große Aufgabe gestellt, doch diese meistert sie vortrefflich. Richtig spannend wird es aber trotzdem erst ab der Hälfte des Romans, wenn man erfährt, was die Ereignisse 1974 ins Rollen gebracht hat. Das macht es spannend und man will wissen, wie alles zusammenhängt und muß einfach weiterlesen. Die Kapitel sind gut ausgearbeitet, die Zeitsprünge nicht abrupt im ständigen hin und her, meistens sehr umfangreich, bevor ein Wechsel respektive Rückblick erfolgt. Wer einen Krimi erwartet (immerhin passiert anfangs gleich ein Mord/oder war es doch Selbstmord?), der liegt hier vollkommen falsch, dafür bekommt man eine wunderschöne geheimnisvolle Geschichte über sieben junge Mädchen und diese Geschichte hat es in sich. Aufgrund Verkettung unglücklicher Umstände, hervorgerufen durch eine gierige und bösartige Mitschülerin wird das Leben aller auf den Kopf gestellt. Pläne zerplatzen wie Seifenblasen. 33 Jahre später erfährt man, was sie trotzdem aus ihrem Leben gemacht haben. Schon als Jugendliche hatte jede von ihnen ihr Ränzlein zu tragen, die eine mehr die andere weniger, wobei die Autorin niemals langatmige Ausschweifungen oder unsägliche Wiederholungen vornimmt, so daß man es wagen könnte, einfach mal ganz schnell ein paar Seiten zu überfliegen. Sehr interessant finde ich den Epilog und die Danksagung richtet dies diesmal auch an den Leser. Es gibt auch noch eine kleine Leseprobe aus „Das schwarze Brautkleid“.

 

Cover, Titel und Inhalt bilden für mich eine Einheit und machen Elia Barcelós Roman „Töchter des Schweigens“ zu einem Leseerlebnis, allerdings eher für die weibliche Leserschaft. Auch ist es kein Roman, den man auf der Fahrt zur Arbeit mal schnell zur Hand nehmen kann. Man muß sich Zeit nehmen, um in ihn eintauchen zu können, dann ist er ein Genuß. Ein wunderschöner und sehr empfehlenswerter Roman.