Beredtes Schweigen

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friedrich Avatar

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Nach vielen Jahren der Trennung treffen sich sieben Freundinnen wieder in ihrer Heimatstadt in der Nähe von Valencia und wenige Tage später wird eine von ihnen ermordet, oder hat sie Selbstmord begangen? Anders als erwartet, steht nicht die Aufklärung dieses Verbrechens im Zentrum des Romans. Vielmehr wird die Vergangenheit der Freundinnen aufgerollt, in der etwas Schreckliches passiert sein muss, das seine langen Schatten (so der spanische Originaltitel) in die Gegenwart wirft.

Durch die Darstellung des Geschehens auf zwei, eigentlich sogar drei Zeitebenen gewährt die Autorin dem Leser zunehmend Einblicke in das Geschehen der Vergangenheit, das das Leben der sieben Jugendlichen erheblich geprägt hat. Es tun sich Abgründe auf, und man wird durch die präzise Darstellung der Moralvorstellungen des frankistischen Spanien in eine Zeit zurückversetzt, die einem Schauer über den Rücken jagt, vielleicht gerade deshalb, weil in Deutschland vergleichbare Wertvorstellungen  herrschten. Es wird überdeutlich, wie die äußeren, die gesellschaftlichen Umstände die Jugendlichen in die Verzweiflung trieben, bis sie nur noch  den Weg in die Kriminalität gehen konnten.

Der überaus fesselnde Roman ist einerseits Kriminalroman, vielmehr aber ist er ein Portrait einer Gesellschaft, die viel Wert auf eine saubere Fassade legt, hinter der sich eine grausame Realität verbirgt.