Ich habe mehr erwartet

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testsphaere Avatar

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Wir lernen die Protagonistin Mona unmittelbar vor ihrem 40. Geburtstag kennen und begleiten sie in der Geschichte für ein Jahr. Schon anhand ihrer ersten Gedanken merkt man, dass in ihrem Leben was fehlt und sie mit sich und ihrem Umfeld nicht zufrieden ist. Ihre Vergangenheit und vor allem ihr Elternhaus wirken noch bis in die Gegenwart hinein und machen aus ihr einen unentschlossenen Charakter. Im nächsten Schritt lernen wir ihre Mutter Hella kennen, die ebenfalls noch einiges aus ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten hat, die beiden Lebensgeschichten werden miteinander verwoben und durch Rückblenden in die Vergangenheit aufgerollt. Die Geschichte wird dann auch in der Folge abwechselnd von Mona und Hella "erzählt".
Die dritte Protagonistin, die 11-jährige Shirin lernt Mona zufällig kennen, beobachtet sie bei einem Diebstahl in einer Drogerie, hilft ihr aus der Klemme und trifft sie dann durch einen Zufall wieder. In der Folge baut sich auch hier eine Beziehung auf, die Einfluß auf Monas Leben nehmen wird.
Ich muss zugeben, dass ich mir anhand des Klappentextes und auch des Titelbildes mehr erwartet habe, etwas in die Richtung "emanzipatorischer" Frauenroman, ein Frauenroman ist es auch aber das emanzipatorisch-befreiende fehlt irgendwie.
Mona ist nicht gerade sehr sympathisch, sie ist ewig unzufrieden und ewig mißgelaunt, dazu ist immer ihre Umgebung an allem Schuld, das Elternhaus, die verflossenen Lieben, ihre Chefs usw. Bei allem Verständnis für ihr Verhalten, dass aufgrund eines Schicksalschlags in der Jugend begründet ist, mir fehlt die Entwicklung in dem Charakter und auch die Befreiung aus sich heraus, das bleibt einfach zu diffus.
Insgesamt ist alles sehr konstruiert und auch sehr langatmig. Das Buch liest sich zwar flüssig, dennoch ist der Schreibstil nicht wirklich ausgereift, sondern eher flach, am Schluß nimmt das ganze zwar an Fahrt auf und man fühlt sich besser in die Charaktere ein. Insgesamt sind es dann auch zuviele Nebenschauplätze, die zwar kurz angerissen werden, die aber dann dazu führen, dass das zentrale Thema, die "Tochter-Eltern"-Beziehung nur angerissen und plakativ abgehandelt wird (der unbekannte "biologische" Vater bei Hella und Shirin, der gefühlskalte Vater von Mona, dem sie nie hat was Recht machen können, der Konflikt zwischen Hella und Mona, der Konflikt zwischen Hella und ihrer Schwiegermutter).
Es bleibt alles insgesamt sehr oberflächlich behandelt, den Schluß fand ich auch zu uninspiriert und zu vorhersehbar, schade eigentlich, der Titel versprach so viel mehr.