Problemschwer

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lunamonique Avatar

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Nach „Schwestern bleiben wir immer“ ist „Töchter wie wir“ der neueste Roman von Autorin Barbara Kunrath.

Mona stammt aus keiner glücklichen Familie. Zu ihrer Mutter Hella hat sie ein schwieriges Verhältnis. Die Ehe mit Frank ist in die Brüche gegangen. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag sieht das Leben alles andere als rosig aus. Zufällig begegnet Mona der zwölfjährigen Shirin. Das Mädchen hat mehr Probleme als vermutet.

Der Prolog ist sehr kurz gehalten und legt den Fokus auf ein Elternhaus, in dem niemand allzu lange glücklich war. Die Geschichte wird aus der Sicht von Mona und Hella erzählt. Das angespannte Mutter-Tochter-Verhältnis bildet den Kern des Romans. Die damals zunehmend schlechte Beziehung der Eltern hat sich auf das ganze Familienleben ausgewirkt. In Rückblicken gibt es mehr Infos zur Familie und schicksalhaften Ereignissen. Es geht um Wünsche und Sehnsüchte, Sprachlosigkeit und Hoffnungen. Ein unnahbarer Vater und eine Mutter mit einem Alkoholproblem, Monas Emotionen und Schwierigkeiten lassen sich nachvollziehen. Warum schafft sie es nicht, ihr Leben glücklich zu gestalten? Warum hängt sie solange der Vergangenheit nach? Die prägende Kindheit steht im Mittelpunkt. Frustration herrscht sowohl bei Mona als auch bei Hella vor. Beide sind einsam, kämpfen auf unterschiedliche Weise um ihre Würde. Erzählstil, kurze Kapitel und Aufbau sorgen für einen guten Lesefluss. Die Frage kommt auf, warum diese Geschichte erzählt wird. Einzig Shirin mit ihrer sturen und bockigen Art weckt das Interesse, taucht aber immer nur als Randfigur auf. Alle anderen Charaktere bleiben blass und austauschbar. Die alltägliche Problembewältigung sorgt nicht für Unterhaltung. Negative Schwingungen ziehen auch den Leser runter. Es gibt keine Spannung oder überraschende Ereignisse. Eine eigensinnige Aktion wird zu schnell aufgelöst. Unsicherheiten, Ängste, Gefühlsausbrüche, so manche Gedanken und Äußerungen wiederholen sich. Erst auf den letzten Seiten gewinnt der Roman. Bis dahin ist zu viel Durchhaltevermögen gefordert.

Das Mädchen auf dem Cover ist ungewöhnlich in Szene gesetzt und weckt die Neugierde aufs Buch. Der Titel wirkt zu schlicht, spricht aber durch das Persönliche an. „Töchter wie wir“ dreht sich um Familiengeschichte und Geheimnisse. Es fehlt an Atmosphäre und besonderen Persönlichkeiten. Der Roman kann durch Realitätsnähe Leser ansprechen und macht eventuell auch Mut zur Aussöhnung mit Familienangehörigen.