Ein Kriminalroman für Reisende

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theresia626 Avatar

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Teure Luxuslimousinen („Da der Besitzer nicht mit einer Yacht an der Scala anlegen konnte, hatte er sich für die größtmögliche Annäherung zu Lande entschieden:….“), angetrunkene Bohnenstangen, schrankförmige Bodyguards, Koks, Zuschauermengen, die Blicke auf alles und jeden werfen wollen und Polizei, die das Fußvolk von der High Society trennt, gleichzeitig bei Drogen wegschaut. In der Mailänder Scala ist Premiere von Aida. Alles was Rang und Namen hat erscheint, auch die, die gerne dazu gehören wollen. Da legt ein Stromausfall ganz Mailand in die totale Finsternis und es gibt einen Toten: den Bürgermeister Biondi. Radeschi, der seine Vespa aufgrund des vom Bürgermeister eingeführten Zugangstickets hätte verschrotten lassen müssen, ist darüber, wie es scheint, nicht sehr schockiert. Mehr möchte ich über den Inhalt nicht verraten.

 Fazit: Paolo Roversi hat mit seinem Kriminalroman „Tödliches Requiem“ meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Der Beginn ist amüsant, gute Assoziationen, nette Pointen, mal eine etwas andere Grundidee. Doch was gut begann, wird mit der Zeit langweilig. Der Mord an dem Bürgermeister Senio Biondi ist nicht wirklich gut ausgeschrieben. Hier wäre Platz für mehr Aktivitäten der italienischen Polizei gewesen. Der Roman, so hatte ich das Gefühl, gleicht dann doch eher dem eines Drehbuches mit wechselnden Schauplätzen. Ich konnte die italienischen als auch französischen Sätze nicht übersetzen, da ich die Sprache nicht beherrsche. Diese Passagen sind mir fremdgeblieben. Von einem Profi-Hacker ist Radeschi weit entfernt, auch wenn sein Freund, der stellvertretende Polizeipräsident Loris Sebastiani, ihn da einsetzt „Wo der lange Arm der Polizei nicht hinreichte…“. Das ist doch recht unglaubwürdig, zumal seine Einsätze in Sekundenschnelle erledigt sind. Leider fehlte mir die Spannung und die Aufklärung des Mordes an Biondi erschien mir dann doch recht simpel. Der Kriminalroman ist mit 230 Seiten kein Monumentalwerk und streicht man die Reisebeschreibungen raus, reduziert sich der Roman gerademal auf die Hälfte. Das Cover hingegen paßt hervorragend zum Roman.

Zusammenfassend kann ich sagen, daß Paolo Roversi einen leichten Sommerkrimi geschrieben hat, den ich allen Zugreisenden nach Mailand und Paris als Reiseführer ans Herz legen kann. Man bekommt ein Quäntchen Spannung und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Lokalitäten, Straßennamen, Plätze sowie die landesüblichen Delikatessen werden gleich mitgeliefert. Interessant für Biertrinker ist der Mailänder Pub „Microbirrificio“. Hier eine kleiner Ausschnitt: „…Ghisa, ein vom Lokal gebrautes Bier, das eigens der Mailänder Stadtpolizei gewidmet war. ….Es gab Montestella, das seinen Namen dem kleinen Hügel im San-Siro-Viertel verdankte, der aus Trümmern aus dem Zweiten Weltkrieg aufgeschüttet worden war, dann Lambrate, Propora – nach einer der Hauptstraßen des Viertels -, Brighella, Sant`Ambroeus und Domm, zu Ehren des Doms.“