Tödliches Requiem oder tödliche Langeweile ?

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allegra Avatar

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**Inhalt** (Verlagsinfo)

Anfang Dezember: In der Mailänder Scala nähert sich das Konzert für die Bürgermeister von Paris und Mailand seinem Höhepunkt. Dann fällt der Strom aus. Als das Licht angeht, ist der Mailänder tot.
Der umtriebige Journalist und Profi-Hacker Enrico Radeschi ist sofort an dem Fall dran und beginnt zu ermitteln: zwischen Mailand und Paris, zwischen politischen Fronten und immer unter größter Gefahr für sein eigenes Leben.

**Eigene Meinung**

Nach Roversis erstem Krimi _„Die linke Hand des Teufels“_ um den Journalisten Enrico Radeschi, der mich vom Inhalt her positiv überraschte, habe ich mich gefreut den zweiten Teil zu lesen. Leider hat der meine Erwartungen nicht erfüllt. Er spielt in Mailand und in Paris. Die Atmosphäre der Großstädte ist überzeugend eingefangen. In Paris wird touristisches Sight-seeing nicht ausgelassen während sich Mailand bei Kälte und Regen von seiner weniger attraktiven Seite zeigt.

Der Personenkreis der Mailänder Polizei bleibt bis auf den Vicequestore Loris Sebastiani dem Leser relativ schleierhaft. Da ich mir beim Lesen keine ausführliche Personenliste erstellt habe, habe ich die Personen bisweilen sogar verwechselt. Eine neue Figur taucht auf, Radeschi erhält einen Assistenten namens Fuster, der an sich einiges hergibt, dessen „Rekrutierung“ allerdings auf mehr als unglaubwürdige Weise vonstatten geht.

Die Geschichte an sich hat durchaus ihre Spannungsmomente, allerdings ist der Plot eher dünn. Selbst bei den (wenigen) 231 Seiten hatte ich öfters den Eindruck, dass nur geschrieben wird, damit sich Seiten füllen. So bleibt z.B. der Ausflug in die Verlagsszene anlässlich Radeschis Nebenjob als Lektor ohne irgendwelchen Bezug zum Rest des Inhalts.

Sprachlich ist _Tödliches Requiem_ wesentlich abgerundeter als es der Vorgänger ist. Die stellenweise auftretende Flapsigkeit unterstreicht Radeschis skurrilen Charakter, was somit verziehen ist.

Was mich immer wieder gestört hat, war das Bild der Frau, das vermittelt wird. Ich bin in dieser Beziehung wirklich nicht allzu empfindlich. Aber ich habe in diesem, wie im ersten Teil der Reihe, nur Frauen in Erinnerung, die entweder äußerst dümmlich erscheinen oder sich gleich mit jedem Kerl Sex wünschen. Dabei kommen die Französinnen noch um einiges verruchter weg als die Italienerinnen.

Der deutsche Titel _Tödliches Requiem_ passt meiner Meinung nach überhaupt nicht zu diesem Buch, der Originaltitel _Niente Baci alla francese_ lässt da schon wesentlich eher erahnen, was einen zu erwarten hat.

**Mein Fazit**

Mir hat dieser Krimi nicht gefallen. Ohne dass man den ersten Teil der Radeschi Serie gelesen hat, bleiben die Charaktere vermutlich schleierhaft. Der Autor richtet sich wohl eher an Männer als sein Zielpublikum. Von daher ist meine Einschätzung vielleicht nicht allzu aussagekräftig. Ich vermute aber, dass dieses Buch für die meisten Leser zu oberflächlich ist.
Der Krimi ist durchaus lesbar, bei mir ist aber der Funken dieser Reihe nun leider erlöscht.