Adel verpflichtet

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anne_kaffeekanne Avatar

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Inhalt:
Die Familie der Nevilles nimmt ihren adligen Status sehr ernst, ist jedoch so gut wie bankrott. Ein letztes Gartenfest im Schloss, das bald verkauft werden muss, soll einen würdigen Abschied bilden. Da passt es dem Grafen gar nicht, dass ihm eine Wahrsagerin prophezeit, er würde auf dem lange erwarteten Gartenfest einen Gast töten. Würde die Familienehre unter einem solchen Fauxpas nicht leiden? Verzweifelt sucht er nach einem Ausweg.

Meine Meinung:
Leider nimmt der Klappentext einen großen Teil der Handlung des sowieso sehr schmalen Bändchens vorweg. Tatsächlich geht es nicht so sehr um die empfindungslose 17jährige Sérieuse, sondern eher um ihren Vater und die seiner Meinung nach aus dem Adelsstand resultierenden Pflichten.
Als Jugendliche habe ich alle Bücher von Amélie Nothomb begeistert verschlungen. Sie sind mir fast immer als absurd, grausam und mit ganz eigener "verdrehter" Logik in Erinnerung geblieben. Die besten Werke erlaubten einen ganz neuen Blick auf die Welt. Auf jeden Fall sind empfindungslose pubertäre Mädchen mit dramatischen Namen, die hungern, sich selbst verletzen und tragische Heldinnen sein wollen, ein unabdingbarer Bestandteil der Welt der Autorin. Vielleicht bin ich dem inzwischen entwachsen, vielleicht hat mich auch die Sichtweise des verschrobenen und an Regeln haftenden alten Mannes nicht ganz so gepackt. Auf jeden Fall hat mich das (sicherlich bewusst) absurd gestaltete Ende nicht zufriedengestellt. Ich musste immer an Plectrude aus "Im Namen des Lexikons" denken. Auch hier geht es um einen vorherbestimmten Mord, der anders stattfindet, als es sich der Leser denkt. Auch hier wird die Moral lustvoll auf den Kopf gestellt. Aber irgendwie gefiel es mir damals besser. Vielleicht, weil ich noch nicht so viele Erzählungen von Amélie Nothomb gelesen hatte, die oft um dieselben Themen kreisen, vielleicht weil ich noch jünger war.
Insofern bewerte ich das Buch nur als mittelmäßig. Nicht schlecht, aber bei weitem nicht das beste Werk der Autorin.