Naja ...

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pmelittam Avatar

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Das Haus in der Torstraße 1 gibt es wirklich. Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts eröffnet als Kreditkaufhaus, wurde es später von der NSDAP und der SED genutzt und schließlich, 80 Jahre später, als exklusiver Club neu eröffnet. Der Roman erzählt neben seiner (fast) realen Geschichte auch die Lebensgeschichten fiktiver Personen. Elsa wurde am Eröffnungstag in der Poststation des Hauses geboren, wer ihr Vater ist, erfährt sie erst viele Jahre später. Zufällig bei ihrer Geburt anwesend ist der Zimmermann Wilhelm, dessen Sohn Bernhard in der selben Stunde geboren wird. Diese Gemeinsamkeiten verbinden die Familien und vor allem Elsa und Bernhard über die Jahrzehnte.

Es dauerte viele Seiten, bis ich mich mit dem Roman wohl fühlte, zunächst zog es sich doch sehr, ich langweilte mich. Doch irgendwann fingen die Geschichten doch an, mich zu interessieren. Erzählt wird nämlich nicht eine einzelne Geschichte, es sind tatsächlich mehrere, wobei die Geschichte des Hauses eher im Hintergrund abläuft, transportiert wird durch die Geschichten der Protagonisten. Diese laufen nur teilweise parallel, ab einem gewissen Punkt sind sie nur noch marginal verbunden.

Erzählt wird daher auch aus verschiedenen Perspektiven, zunächst stehen Elsas Mutter Vicky und Bernhards Vater Wilhelm im Mittelpunkt, später Elsa und Bernhard selbst, immerhin wird über einen Zeitraum von 80 Jahren berichtet. Das geschieht allerdings nicht fortlaufend, sondern eher in Momentaufnahmen, dazwischen liegen Zeitsprünge, die der Leser selbst einordnen muss, hin und wieder werden historische Ereignisse, selten Jahreszahlen genannt, als Leser sollte man sich in der (deutschen) Geschichte dieser Zeit schon etwas auskennen. Da die herausgegriffenen Ereignisse für mehrere Protagonisten von Bedeutung sein können, kommt es vor, dass Dinge zunächst aus einer, später aus einer anderen Perspektive betrachtet werden.

Die Charaktere stehen dadurch sehr im Mittelpunkt – und trotzdem wurde ich mit den meisten nicht richtig warm, nur wenige von ihnen, vor allem Wilhelm, konnten mein Herz erreichen. Das ist sehr schade und sicher mit ein Grund, warum ich relativ schlecht in die Geschichte finden konnte.

Wer sich gerne auch mit den Hintergründen eines historischen Romans auseinandersetzt, kann hier Einiges zum Recherchieren finden, schon allein die Geschichte des Hauses ist interessant und liefert viel deutsche Geschichte.

Letztlich habe ich den Roman nicht ungern gelesen, eine Empfehlung fällt mir allerdings schwer. Es gibt viele Romane, die die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts verarbeiten, dieser bietet nicht wirklich Neues. Wer aber gerne über diese Epoche liest, liegt sicher nicht falsch.