Dann doch nur ein Durchschnitts-Krimi

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justm. Avatar

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Es ist schwierig aus der Masse an Krimis hervorzustechen: Der Markt ist einfach übersättigt. Und selbst Qualität kann da schon mal untergehen. Oft braucht es ein wenig Hype oder einfach jede Menge Werbung.

Ich bin mir nicht sicher, ob es diesem Buch gelingen wird aus eben dieser Masse hervorzustechen.
Auch, weil Leser, die tatsächlich einen Thriller erwarten, hier sicher enttäuscht werden, denn "Tote schweigen nie" gehört, meiner Meinung nach, eher in die Kategorie Krimi.

Es ist durchaus kein schlechtes Buch, aber eben leider auch keines von dem man so begeistert ist, daß man es Gott, der Welt und seinem Briefträger empfehlen würde. Man liest es und hat es dann im Grunde direkt im Anschluß auch wieder vergessen.

Aber von vorn:
A.K. Turner war eigentlich Autorin und Produzentin fürs Fernsehen bevor sie sich ans Schreiben von "echten" Büchern gemacht hat.
Und ich finde das merkt man diesem Buch auch an. Denn immer wieder hatte ich beim Lesen das Gefühl, daß sich dies oder das eher ganz gut in einer Serie machen würde.
Allein schon der Klappentext ließ mich Parallelen zu "Rizzoli & Isles" ziehen und mich auf ein neues weibliches Ermittler-Team freuen. Allerdings sind die beiden Protagonistinnen hier dann doch ganz anders.
Die Tatsache, daß Cassandra Raven, nicht nur was ihr beschriebenes Aussehen (Undercut, Piercings, Tattoos, Goth-Look) angehend, sondern auch in ihrem Liebes-Leben (sie ist bi-sexuell) "anders" sein darf, ist aber leider nicht ausreichend, um wirklich ein im-Kopf-bleibender Charakter zu sein. Auch ihr Gegenstück im Buch, DS Flyte, macht da keine Ausnahme und geht im Meer von all den Krimi-Welt-Ermittlerinnen ein wenig unter.

Ich hatte zu Beginn des Buches aber weniger Schwierigkeiten mit den Personen, sondern eher was den Lesefluß angeht. Das hat sich zwar im Laufe der Seiten gegeben, aber es soll Leser*innen geben, die wenn sie nicht direkt "reinkommen", ein Buch eben bei Seite legen und dort auch liegen lassen.

Wie oben bereits erwähnt ist die Geschichte keinesfalls ein Thriller, sondern viel mehr ein solider Krimi, der, wenn auch nicht total vorhersehbar, leider auch nicht wirklich überraschend daherkommt.
Zwar mag der Hauch von Übernatürlichem - immerhin kann Cassie die Toten "reden" hören - neu sein, er ist aber nicht so dominierend, als daß man meinen würde, man müsse die Kategorie Fantasy-Krimi erfinden.

Was die Interaktion der beiden Protagonistinnen miteinander anging, fand ich es ein wenig nervig, daß die Gefühlslage der Beiden, bezüglich der jeweils anderen, mir ein wenig zu erklärt daher kam. Das hatte ein wenig was von Kindergarten: "Jetzt mag ich sie." "Jetzt nicht mehr."
Aber nun ja, vermutlich soll die Tatsache, daß statt einer Freundschaft auch eine Liebelei zwischen den Beiden möglich sein könnte, die Leser*innen für Band 2 bei der Stange halten.

Alles in allem: ein Buch, das man durchaus jedem Krimi-Liebhaber empfehlen kann, das aber keinen großen Eindruck hinterlassen wird!