Antihelden-Ballade, die nicht alle Klischees umschifft

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bildersturm Avatar

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"Tote Vögel singen nicht" hat einen klassischen Antihelden zum Protagonisten. Das ist inzwischen nicht mehr neu, und der Charakter des windigen Rechtsanwalts Cosinus Gauß trägt kaum dazu bei, frischen Wind in die Sparte der bitterbösen Krimisatire zu lassen.

Okay, der Einstiegssatz hat es in sich, und vermutlich war es Christian Klingers Absicht, damit mal in die Fußstapfen derjenigen zu treten, deren berühmte erste SSätze zu geflügelten Worten wurden (siehe Heinrich Bölls "Ilsebill salzte nach"). Nur geht es hier um stinknormalen schnöden Sex, und das ist im 21. Jahrhundert auch nicht mehr das Aufregerthema, das lange kleben bleibt. Ansonsten profiliert sich Klingers Antiheld mit schnoddriger Attitüde, halbseidenen Aktivitäten und ist ansonsten so over the top gezeichnet, dass man fast schon an eine Parodie glaubt. Das sorgt wiederum dafür, dass man Gauß und die Welt, in der er sich bewegt, beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen kann - zumal die Vorstellungen des Autors, was exklusive Partyevents angeht, sehr weltfremd erscheinen. Wenn man denn mal auf einer echten Party gewesen ist.

Am Schluss steckt unser (Anti-)Held gehörig in der Patsche, und mein Mitleid sei ihm gegönnt. Weiterlesen möchte ich dann aber doch nicht unbedingt, denn "Tote Vögel singen nicht" ist mir zu angestrengt auf witzig und tabulos getrimmt. Danke, aber nicht wirklich. Natürlich trotzdem viel Glück den anderen bei der Verlosung.