Ein gewollt unsympathischer Hauptdarsteller – leider fehlt die Spannung

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azyria_sun Avatar

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Worum geht’s?
Der Anwalt Cosinus Gauß wacht neben der Leiche einer Frau auf – und kann sich an nicht mehr viel erinnern. Wer ist die tote Frau und wer hat sie ermordet? Er gerät selbst in den Fokus der Ermittlungen und versucht alles, um den Mörder der Frau zu finden.

Meine Meinung:
„Tote Vögel singen nicht“ von Christian Klinger wird als Thriller beworben, ist in meinen Augen allerdings eher ein Kriminalroman. Für einen Thriller fehlt die nötige Spannung. Das Buch selbst liest sich gut, die Ermittlungsschritte sind schlüssig. Am Anfang, als der Hauptprotagonist neben der Leiche erwacht, ist es auch kurz spannend, danach wirkt das Buch, obwohl es mit 190 Seiten relativ kurz ist, eher langatmig. Zu schleppend verlaufen die Ermittlungen und man hat als LeserIn nicht die Möglichkeit, mitzuraten oder wirklich die Zusammenhänge herauszufinden. Diese werden im Verlauf der Ermittlungen einfach präsentiert.

Auch mit Cosinus Gauß, dem Hauptprotagonisten, bin ich nicht warm geworden. Ok, er soll ein unsympathischer Mensch sein und bewusst als ein solcher dargestellt werden. Zudem leidet er an POTS (Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom) und fällt immer wieder plötzlich in Ohnmacht. Meiner Meinung nach hätte man hieraus jedoch viel mehr machen können. Es gibt gute Ansätze, die Treuetestagentur, die Verwicklungen in der Politik – aber leider wird alles mehr angerissen, als ausführlich in die Geschichte integriert. Auch aus dem Charakter von Cosinus Gauß hätte man mehr machen können. Ebenso aus Dragana, seiner Sekretärin. Auch sie ist in meinen Augen ein Charakter mit Potenzial, das leider nicht genutzt wurde.

Was mir sehr unsympathisch war und m.E. hätte weggelassen gehört, waren der Umgang mit und die Art wie Cosinus über seinen dementen, pflegefälligen Vater gesprochen hat und wie er mit ihm umgegangen ist. Das war in meinen Augen ein No-Go und absolut unter der Gürtellinie. Normalerweise gebe ich Büchern oder Serien von einem Autor eine zweite Chance, wenn diese gute Grundzüge enthalten. Aber diese Abschnitte haben eher eine Abneigung gegen den Autor geschürt und ich glaube nicht, dass ich ein weiteres Buch lesen werde.

Fazit:
„Tote Vögel singen nicht“ von Christian Klinger ist m.E. eher ein Kriminalroman denn ein Thriller. Für einen Thriller fehlt es einfach an Spannung. Das Buch hat gute Grundzüge, die leider nicht ausführlicher umgesetzt wurden, sodass m.E. das Potenzial, welches das Buch hätte haben können, nicht voll ausgeschöpft wurde. Zudem war für mich der Umgang des Hauptprotagonisten mit seinem dementen und pflegebedürftigen Vater menschenunwürdig und hat bei mir einen sehr negativen Beigeschmack hinterlassen.

Daher leider nur 2 Sterne von mir.