Selten einen unsympathischeren Protagonisten erlebt

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milkahase Avatar

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Der relativ unerfolgreiche Anwalt Cosinus Gauß wacht in einem Hotelzimmer neben einer Frauenleiche auf. Er kann sich allerdings weder an die Nacht noch an die Tat erinnern. Er folgt seinem Instinkt, versucht, alle Spuren zu verwischen und flüchtet. Da er jeden Moment mit seiner Verhaftung rechnet, sammelt er in der verbleibenden Zeit so viele Fakten wie möglich, um den wahren Täter selber zu identifizieren.

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte erwartet, dass wir sukzessive den Verlauf des Abends rekonstruieren, Erinnerungslücken zusammensetzen, Cosinus dem Täter immer näher kommt, eine spannende Ermittlungsgeschichte eben. Allerdings war ich ziemlich schnell ziemlich enttäuscht von der Umsetzung dieser Idee. Der Protagonist wirkt unglaublich unsympathisch, permanent schlecht gelaunt, negativ und unmotiviert. Er scheint mit seinem eigenen Leben so unzufrieden zu sein, aber schafft es auch nicht, aus diesem Kreislauf auszubrechen. Passend dazu sind auch der Schreibstil und die Sprache sehr derbe, platt und sexistisch, teilweise geschmack- und niveaulos. Es werden viele Kraftausdrücke verwendet und es hat mir persönlich gar nicht gefallen. Leider fehlte es mir auch an Spannung und einem roten Faden, der schließlich zur Aufdeckung des Täters führt. Als Leser waren die "Ermittlungen" nur schwer nachvollziehbar und es fehlte einfach ein richtiger Handlungsstrang. Es wirkt alles sehr willkürlich und undurchsichtig.

Positiver Nebeneffekt ist demzufolge, dass bis auf die letzten Seiten noch unklar ist, wer den Mord an der jungen Frau begangen hat und man als Leser bei der Aufklärung völlig im Dunkeln tappt.

Insgesamt fällt meine Bewertung eher negativ aus und ich möchte das Buch nicht weiter empfehlen. Ich habe mich selber durchgekämpft, weil es einfach nicht meinen Geschmack getroffen hat und meine Erwartungen in eine komplett andere Richtung gingen.