Der kleine Ableger eines großen Krieges

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Die Leseprobe der 'Totenmesse' führt uns in die Innenstadt Stockholms, genauer gesagt in die Filiale der Hausbank der Protagonistin Cilla Hjelm im Karlavag. Während Cilla noch vor dem Schalter ansteht und über Scheidung und Singleleben nachsinnt, stürmen mehrere Männer das Gebäude und nehmen alle neun anwesenden Personen als Geiseln.

Es ist der Tag, an dem die USA den Krieg gegen den Irak beginnen. An diesem Tag wird es für die schwedischen Medien nicht leicht sein zu entscheiden, welches Drama den Aufmacher der Abendnachrichten bilden wird.

Der Leser erfährt durch mehrfache Andeutungen, dass die Geiselnahme in Stockholm in irgendeiner Weise mit der Kriegsführung gegen den Irak zusammenhängen muss. Findet in Schweden gar der kleine Ableger des großen Krieges statt?

Ein wenig irritiert bin ich davon, dass der Beginn des Irakkrieges das Zeitfenster diese Krimis bildet. Ich habe dabei leider ein wenig das Gefühl, mich vor einem 'veralteten' Kontext zu bewegen. Allerdings wird das Original in schwedischer Sprache sicher einige Jahre früher erschienen sein, somit ist der vom Autor gewählte politische Aufhänger eigentlich wieder nachzuvollziehen. 

Das Buch ist übrigens dank der eindringlichen Covergestaltung ein derartiger Hingucker, dass ich prophezeien möchte, dass es allein schon wegen des Covers von sehr vielen neugierigen Passanten und Einkäufern 'mal eben in die Hand genommen' werden wird.

Obwohl ich häufig skandinavische Krimis lese, kenne ich bis heute keines der Bücher von Arne Dahl. Diese Leseprobe hinterlässt bei mir erfreulicherweise den Eindruck, dass ich vieles, was ich an Krimis aus den nordischen Ländern so schätze, auch hier wieder finde: Präzise Sprache in kurzen Sätzen, durchflochten von gesellschafts- oder politikkritischen Andeutungen. Immer gerne!