Archäologie kann Leben retten

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sillesoeren Avatar

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Äußerlichkeiten:
Ein schönes gebundenes Buch mit ansprechendem Schutzumschlag. Das Cover trägt ein hübsches Foto, was gut in die Stimmung der Örtlichkeit versetzt, aber während des Lesen immer ein falsches Bild in meinem Kopf erzeugte, weil ja im Buch gar nicht solche Steine - und schon gar nicht so viele - aus dem Meer heraus ragen. Der Titel wirkte zunächst eher nichtssagend auf mich, am Ende fand ich immer noch nicht 100%ig passend, aber immerhin ok. Bücher mit Lesebändchen wie dieses mag ich besonders gerne.

Allerdings hat mich die Karte sehr verwirrt, denn sie ist alles andere als maßstabsgerecht. Wenn im Showdown die beiden Handlungsorte sich beide in der Gefahrenzone befinden, aber 2 km voneinander entfernt sind, kann der Weg durch den Sumpf grafisch nicht so kurz dargestellt werden und auf dem Parkplatz sogar noch die Markierungen für die einzelnen Parklücken zu sehen sein.

Inhalt:
Die 39jährige Ruth ist Archäologin und leicht übergewichtig. Als die Polizei im Salzmoor Knochen eines Kindes findet, wird Ruth hinzugezogen, um zu klären, ob sie schon älter sind oder von der kleinen Lucy stammen, die vor 10 Jahren entführt wurde. Als kurz darauf ein zweites Mädchen entführt wird, wird Ruth immer tiefer in die polizeilichen Ermittlungen hinein gezogen und kann am Ende sogar den Fall aufklären.

Personen:
Das Buch ist aus dem Blickwinkel der Archäologin Ruth geschrieben. Alle handelnden Personen werden mit viel Liebe zum Detail vorgestellt, selbst für die "Bösen" empfinde ich beim Lesen Sympathien.Keiner ist nur gut oder nur böse, alle Personen sind in der Vielfalt ihrer Persönlichkeit mit all ihren Widersprüchlichkeiten dargestellt. Nach meinem Geschmack wird zu viel zum Übergewicht der Protagonistin geschrieben, ansonsten ist alles sehr stimmig. Ich sehe Cathbad mit seinem lila Druiden-Umhang vor meinem inneren Auge, mir klappern zusammen mit Ruth die Zähne vor Kälte, mir wird beim Zusammenbruch der Mutter flau im Magen. Die Autorin schafft es also, mich so nah an die Personen ihres Romans zu bringen, dass ich beim lesen denke, ich sei Teil der Handlung.

Handlung:
Dieser Krimi spielt an der britischen Küste, also in einer Gegend, die ich liebe und mir beim Lesen gut vorstellen kann. Die Handlung baut zuverlässig auf und bringt nach der Vorstellung der Ausgangssituation schnell Tempo ins Buch. An keiner Stelle spüre ich unnötige Längen, der Spannungsbogen istsehr gut angelegt.

Dabei geht es nicht nur um düstere Beschreibungen des Salzmoors, der hereinbrechenden Flut und der Unwetter. Auch die Lebenssituationen aller Akteure werden detailliert dargestellt und immer an der richtigen Stelle in die Handlung eingeflochten. Nur zu gut kann ich beim Lesen die Stimmungsschwankungen Ruths zwischen Zufriedenheit, Traurigkeit, Freiheitsstreben und Suche nach geborgenheit verstehen. Dabei verlieren weder Sie noch Nelson, der ermittelnde Kriminalbeamte, dabei den Blick aufs Wesentliche, nämlich auf die Suche nach den beiden verschwundenen Mädchen. Sein kriminalistisches Gespür und ihre archäologische Sorgfalt ergänzen sich gut. Bei all dem stört es nicht, dass durch die kursiv gesetzten Einschübe schon früh klar wird, was mit Lucy geschehen ist. Ich will als Leserin dennoch wissen, wer ihr das angetan hat, ob er auch die mysteriösen Briefe geschrieben hat, wie viele Personen am Ende vomSumpf und vom Salzmoor verschluckt werden und ob Ruth ihr privates Glück findet (die Auswahl an interessanten Männern in ihrem Umfeld ist ja nicht schlecht ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif)).

Sprache:
Die Übersetzung war gefällig und wahrscheinlich ziemlich nah am Original. Die Sprache ist dem Thema angepasst und mitreißend, ich konnte das Buch kaum zur Seite legen.

Dialoge:
Die Dialoge sind kurzweilig, mitunter humorvoll und stets passend.

Lesemotivation:
Schon bei der Leseprobe bei Vorablesen war mir klar, dass dies das richtige Buch für mich ist. Also habe ich es auf meinen Wunschzettel gesetzt und mit im vergangenen Monat gegönnt. Und es hat sich wirklich gelohnt. Ohne Vorablesen wäre ich nie auf das Buch gestoßen, nun warte ich sehnsüchtig darauf, dass die Autorin endlich einen zweiten Krimi schreibt, in dem Nelson und Ruth zusammen ermitteln.

Also:
Dies ist einer der besten Krimis, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Ich kann es jedem empfehlen, der einen spannend aufgebauten Kriminalroman lesen will, bei dem eine Archäologin die Hauptrolle spielt.