Blum, oh Blum

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melail Avatar

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Vorab: Ich habe schon alle Bücher der Blum Trilogie mit großer Begeisterung gelesen, dies ist also nicht mein „Ersteindruck“ zur gesamten Reihe.

Das größte Problem in allen drei Büchern ist ja kein Geheimnis: Der Schreibstil.
Ich kann eingestehen, dass er „anders“ und „gewöhnungsbedürftig“ ist, doch ich mag ihn sehr!
Blum ist kein Sonnenschein und ich finde genau das bringt dieser Erzählstil unheimlich gut rüber. Von Buch zu Buch wird Blum kälter und abgebrühter, und von Buch zu Buch ändert sich auch die Erzählweise jedes Mal ein kleines bisschen. Gerade hier im letzten Teil wird Blum noch ein ganzes Stück kälter, sie wird fieser und frecher, und vor allem kurz angebunden.
In spannenden Situationen folgen die Sätze Schlag auf Schlag, nur noch nötige Informationen sind enthalten. Das ist für mich sehr überzeugend. Wenn ich gerade etwas tue, bei dem mir das Adrenalin durch den Körper rauscht, denke ich mir schließlich in Gedanken auch nicht: „ Wow, wartet mal kurz. Ist euch schon diese dunkle, tropfende Decke aufgefallen? Überall diese schwarzen, hässlichen Schimmelflecken. (….)“
Auch die Gespräche sind hier anders gehalten. Es gibt kein „er sagte“, „sie äußerte“, oder Ähnliches. Es gibt ganz einfach Spiegelstriche. Klingt im ersten Moment komisch, ist es auch. Aber es funktioniert, ganz ohne dass man den Faden verliert. Für mich verleiht es dem ganzen Szenario irgendwie cineastische Züge, das Gespräch läuft ohne Unterbrechungen einfach im Kopf ab.
Es mangelt dadurch auch nicht an Stimmung. Aichner vermag es, in jedem Satz winzige Nuancen einer Stimmung mitschwingen zu lassen, die im eigenen Kopf dann ein vollständiges Stimmungsbild des jeweiligen Charakters zeichnen.
Für mich funktionier Aichners Schreibstil großartig!

Wie zuvor finde ich es auch hier ein bisschen verrückt, wie sehr man auf Blums Seite steht. Es ist ein bisschen, als würde man einen „rape and revenge“ Horrorfilm erleben und dabei zu 101% auf der Seite der Protagonistin stehen (nur sehr viel besser und niveauvoller). Ich mag zwar die Sozio- und Psychopathen in anderen Büchern auch, aber der Unterschied ist: man kann Blum verstehen. Man mag sie nicht nur wegen ihrem Charakter, sondern auch weil man ihr ihre Taten nicht direkt übel nehmen kann. Man versteht Blum. Man steht auf Blums Seite. Man liebt Blum, weil sie eben Blum ist.

Alles in allem ist es für mich ein würdiger Abschluss der Trilogie, der einen bis zur letzten Seite wirklich fesselt.