Spektakuläres Finale der Blum-Saga!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
farfalla Avatar

Von

Brünhilde Blum, Bestatterin und international gesuchte Mörderin, befindet sich mit ihren beiden Töchtern noch immer auf der Flucht. Weit weg von der österreichischen Justiz und den vernichtenden, hetzerischen Medien versucht sie ein neues Leben aufzubauen, doch die Vergangenheit holt sie ein. Um ihren Kindern wieder ein normales Leben bieten zu können, schlägt sie sich unentdeckt mithilfe eines LKW-Fahrers, der ihr nicht nur auf ihrer Flucht hilft, sondern auch noch den nötigen Kontakt in Hamburg vermittelt, bis nach Deutschland durch. Dort angekommen sucht sie ihren letzten Ausweg in den Fängen eines Zuhälters, mit dem sie einen Deal eingeht, der sie immer mehr in den Strudel des Abgrunds zieht. Alsbald erkennt sie, das der Preis der Freiheit unbezahlbar ist. Wird sich Blum und ihre Kinder aus der Abhängigkeit des Zuhälters befreien können?

Der Autor Bernhard Aichner liefert mit "Totenrausch" einen krönenden, spektakulären Abschluss seines letzten Bandes zur Trilogie der Blum-Saga. Spannungsgeladen und temporeich geht die Flucht der Protagonistin weiter, ohne dabei auf die Vorgeschichte zu vergessen, die in Rückblenden immer wieder zum Vorschein kommt. Es sei jedoch empfohlen, die beiden Vorgänger "Totenfrau" und "Totenhaus" zu lesen, um den gesamten Handlungsstrang und die Entwicklungen nachvollziehen zu können.

Es macht den Anschein, als käme die "Totenfrau" auch im letzten Teil nicht zu ihrer erhofften Ruhe. Der Hinweis "Alles wird gut" auf der ersten Seite des Buches, lässt zwar auf ein glückliches Ende hoffen, doch das ambivalente Gefühl zwischen Hoffnung und Ausweglosigkeit schwankt von Kapitel zu Kapitel. Man fühlt sich als Leser hin- und hergerissen in dieser Misere, in der sich Blum abermals befindet. Mittlerweile kennt man den Charakter von Blum schon so gut, sodass man auch teilweise an seinen eigenen Verstand zweifelt, sobald Sympathiegefühle für die Mehrfachmörderin aufkeimen.
Aber genau das ist das Spannende an diesem Buch, denn Blums Morde geschehen nicht ohne nachvollziehbarem Grund. Auch wenn die Taten verwerflich sind, sind sie Auswüchse einer verzweifelten Frau, deren Mann ermordet wurde und die zum Schutz ihrer Kinder auf Rache sinnt. Tief im Innersten ist die Protagonistin keine rachsüchtige Mörderin, sondern eine liebevolle, kämpferische Mutter, die sich nach Freiheit sehnt. Frei sein ist jedoch in ihrer beklemmenden, unausweichlichen Situation stark mit der Unterwelt im Rotlicht-Milieu verbunden. Während der Zuhälter ihr anfangs Schutz bietet, dauert es nicht lange, bis er sein wahres Gesicht zeigt und mit Blum ein auswegloses Spiel zwischen Abhängigkeit und Hoffnung auf eine Zukunft beginnt. Blum lässt sich auf den Kampf ein.

Der Autor lässt uns ohne lange Ausschweifungen und Umschreibungen knallhart, schonungslos und rasant an der finalen Schlacht teilhaben. Während Blum gejagt wird, wird sie selbst zur Jägerin und erkennt, dass dies die einzige Chance ist, um zu überleben. Nicht nur die Geschichte ist packend, sondern auch der Stil des Autors lässt einem nicht mehr los. Was anfangs ungewöhnlich, fast schon zu temporeich erscheint, lernt man mit der Zeit zu schätzen, denn Bernhard Aichner spart sich langatmige Lückenfüller, sondern kommt mit knappen, aber prägnanten Dialogen zur Sache. Diese sind die Feder des Antriebs, denn der Leser wird in die Geschichte hineingezogen und findet sich als gefesselter Beobachter mittendrin im Geschehen.

"Totenrausch" ist ein gelungenes, brillantes Buch aus der Trilogie-Reihe um Brünhilde Blum. Ein spannendes, packendes Finale ohne Verschnaufpause ist garantiert und der Autor hat die fesselnden Erzählstränge geschickt eingefädelt. Denn er weiß, wie man die Leser in seinen Bann zieht und bedient sich dabei ein sehr durchdachten Strategie, die sogar eine Mörderin sympathisch erscheinen lässt.