Besser als erwartet!

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hybris Avatar

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Schon lange habe ich keinen so guten Thriller mehr gelesen. Doch zuerst meine Kritik: Das Cover ist viel zu reisserisch gestaltet; der Roman ist viel besser, als der Umschlag vermuten lässt.
Die Gerichtsmedizinerin Maria Krause verschlägt es ans rechtsmedizinische Institut nach Odense in die Provinz.
Ich habe selten eine so originelle Figur kennengelernt - Maria ist hochintelligent und sagt von sich, sie " habe eine Schraube locker". Menschen durchschaut sie schnell und hat dementsprechend Probleme, Freundschaften zu schliessen.
Ihre Ehe ging dereinst in die Binsen; nun lebt sie mit ihrer Katze.
Maria ist eine schroffe Person mit seltsamen Hobbies - und wenn sie nicht mehr weiter weiss, fährt sie bis zur Erschöpfung Rad.
Ihre Zuneigung gehört Nkem; einer Igbo sprechenden afrikanischstämmigen Kollegin. Nkem sorgt sich auch um Marias Gesundheit, nachdem Maria ihr von ihrer imainären Tochter berichtete.
Die Autorin zeigt meisterhaft auf, mit welchen Grabenkämpfen, Kompetenz- und Konkurrenzgerangeln sich der moderne Mensch herumschlagen muss.
Sehr bedrückend fand ich den Machtmissbrauch, welcher durch Marias Chef begangen wird.
Andere Frauen nehmen Maria oft als Konkurrenz wahr. Maria hingegen mag es nicht, dass Nkem andere Freunde hat, obwohl ihre Freundschaft platonisch ist.
Maria ist also eine sehr schwierige Person, setzt ihre Intelligenz jedoch zum Wohle der Menschheit ein.

Anders der Serienkiller, den sie verfolgt: ein junger Mann aus besten Verhältnissen, hochintelligent. Und er ist menschenverachtend, sadistisch und seelisch kaputt, da er missbraucht wurde. In Form von Tagebucheinträgen erhält der Leser Einblick in sein sadistisches Denken.

Seine Intelligenz lenkt er nicht in humane Bahnen.
Der Roman ist sehr flüssig geschrieben, ich war gefesselt von der Geschichte, die weniger auf platten Suspenseelementen basiert, obschon die Morde sehr brutal sind.
Die Stärke des Romans sind die Figuren und die Sozialkritik, die Morde sind jedoch starker Tobak.
Ich vergebe die Höchstpunktzahl und bedanke mich an dieser Stelle noch einmal für das Leseexemplar, da ich das Buch aufgrund des Covers selbst wohl nicht gekauft hätte.
Ein besonderes Schmankerl ist auch die überaus geistreiche, witzige Danksagung der Autorin. Susanne Staun ist eine vielversprechende Autorin!