Totenzimmer

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cellissima Avatar

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Rechtsmediziner müssen stark, psychisch stabil und belastbar sein.
Maria Krause ist das Gegenteil: Sie trinkt, sie nimmt Schlaftabletten, und sie ist psychisch äußerst labil. Dennoch kann sie ihrer Arbeit noch ganz gut nachgehen - bis zu dem Tag, an dem ihr persönlicher Albtraum beginnt ... : Nachdem sie mit Hilfe von Alkohol und Schlaftabletten endlich Schlaf gefunden hat, wird sie mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt. Es wurde die Leiche eines jungen Mädchens gefunden, und sie solle sich das am Besten sofort ansehen.
Also macht sie sich umgehend auf den Weg zum Tatort. Dort gerät sie in einen Schockzustand, glaubt sie doch, in der getöteten 18-jährigen Emilie ihre eigene Tochter zu erkennen.
Statt zu reden, schweigt sie - will sie ihr dunkles Geheimnis doch um jeden Preis hüten: Sie wurde vor Jahren im Park vergewaltigt. Aus dieser Vergewaltigung ging eine Schwangerschaft hervor. Sie hat dieses Kind abgetrieben. Doch verkraftet hat sie das nie. Sie erdachte sich eine Phantasiewelt, lebte jahrelang mit einem imaginären Kind. Sie war "nur" ein bisschen verrückt.
Doch dieser Fall wirft sie komplett aus der Bahn. Ihr Lebenswandel und die Tatsache, dass sie sich bei der Verarbeitung des fast 20 Jahre zurückliegenden Erlebnisses nie jemandem anvertraut, geschweige denn professionelle Hilfe geholt hat, fordern ihren Tribut: Maria Krause wird wahnsinnig. Sie kann immer weniger zwischen Realität und Wahnsinn unterscheiden - weder beruflich noch privat.
Als ein zweites Mädchen getötet wird und alles auf einen Serienmörder hinweist, erkennt Maria, dass sie endlich handeln muss. Sie redet, sie ermittelt auf eigene Faust - und gerät dadurch selbst in die Fänge des Killers ... !
Meine Meinung
Ich hatte nach der Leseprobe hohe Erwartungen an dieses Buch - und sie wurden nicht enttäuscht!
Ich fand die Idee, eine psychisch komplett labile Person, die ein solches Geheimnis mit sich herumträgt, sehr interessant - müssen Gerichtsmediziner doch das Gegenteil sein, um diesen Beruf gut und ohne Schaden ausüben und bestehen zu können.
Ich habe mich gefragt, wie eine psychisch labile Person das schaffen soll ...
Susanne Staun hat diesen schmalen Grat zwischen Realität und Wahnsinn sehr gut ausgelotet, menschliche Stimmungen, Neigungen, Gedanken und Abgründe sehr gut beleuchtet.
Auch die eigentliche Ermittlungsarbeit ist sehr interessant und spannend. Diese Spannung steigert sich zudem von Seite zu Seite.
Dies beruht sicher auch auf der parallelen Erzählweise: Den zweiten Erzählstrang bilden nämlich Tagebuchaufzeichnungen des Killers. Diese wechseln sich mit den Ereignissen um Maria Krause ab.
Nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen ...
Im Übrigen ist dieser Thriller auch gut geschrieben und lässt sich ebenso lesen. Ich würde ihn fast schon als page turner bezeichnen.
Fazit
Ein guter, spannender Thriller mit einer interessanten Idee und einer ebensolchen Protagonistin, bei dem sich jede Minute Lesezeit gelohnt hat. Meine aktuelle Empfehlung in diesem Genre!