Das Leben ist kein Wunschkonzert!

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majandra Avatar

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Henning Bröhmann ist mit seinem Leben rundum unzufrieden – auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass ihn seine Frau völlig unerwartet verlässt, seine Tochter im pubertierenden Wahnsinn feststeckt und sein Hund auf den Wohnzimmerteppich pinkelt. Da ist der jüngere Sohn im Kindergarten-Alter, um den man sich auch noch kümmern sollte, noch das kleinste Problem. Zu allem Überfluss taucht eine Leiche in Bröhmanns Heimatdorf auf, um die er sich als Hauptkommissar auch noch kümmern soll. Ist ja auch alles kein Problem.

 

Der Kriminalroman verwendet eine sehr moderne Sprache und bringt Wortneuschöpfungen mit viel Witz und Verstand in die Handlung ein (z. B. „Nichtwitz“). Es wird häufig im Präsens geschrieben, was symbolisiert, dass die LeserInnen den Protagonisten in jeder Situation begleiten und mit ihm mitleiden und das erleben, was er erlebt. Zudem ist die Geschichte sehr amüsant geschildert und zeigt deutlich, dass man nur mit schwarzem Humor durch ein solches Leben kommen kann.

 

Der Autor macht sich ganz nebenbei über aktuelle Themen, beispielsweise aus der Politik, lustig, wenn er zum Beispiel am Rande davon erzählt, dass Familienhund Berlusconi ständig „jungen Häschen“ nachsteigt. Kommentiert und auf den Gipfel getrieben wird das Ganze noch mit folgender Textzeile: „Vielleicht hätte man Berlusconi doch kastrieren sollen. Es wäre uns einiges erspart geblieben.“ Selbstverständlich meint er damit den Hund!

 

Das Buch ist allerdings nicht nur amüsierend, sondern durchbricht auch mehrmals die Erwartungshaltung der LeserInnen, beispielsweise, wenn Hennings Frau Franziska plötzlich und scheinbar ohne Vorwarnung ihre Sachen packt und eine Auszeit benötigt. Das sind die Textstellen, die die Handlung vorantreiben und das Chaos erst perfekt machen, wovon das Buch lebt. Es nimmt sich in gewisser Weise auch selbst auf die Schaufel – der Tote ist nicht einfach nur tot, er ist Tod, welch passende Verkleidung.

 

Alles in allem ist der Kriminalroman sicher vieles, aber nicht langweilig. Absolut lesenswert!