Wer ist tot?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
smaz Avatar

Von

Studium und Klausurenphase haben das Lesen des Buches sehr hinausgezögert und verlangsamt. Etwas weniger kann ich nun die Spannung im Buch beurteilen, da das Lesevergnügen häufig aussetzen musste und viele Pausen verursacht hat. Allerdings war das Buch bis zum letzten Drittel auch nicht so reizend, sodass ich es stets nach dem gelesenen Kapitel weglegen konnte.
Zuerst einmal war mir nicht bewusst, dass es sich um den 9. Teil einer Krimiserie handelt. Das steht nämlich weder in der Buchbeschreibung noch vorne bzw. im Buch, sondern nur hinten im Umschlag. Denn für mich hörte sich die Geschichte zunächst völlig losgelöst an und die dadurch erzeugte Verwirrung hatte durchaus seinen Grund. Hätte man meiner Meinung nach zudem noch irgendwo anders erwähnen können, denn wer liest schon hinten im Umschlag, bevor er das Buch kauft? Das hält denke ich auch nicht viele davon ab, das Buch zu kaufen. Allerdings hat es mich (bis ich die Bemerkung zufällig entdeckt hab) zunehmends verwirrt, da ich ständig gedacht hab: Muss ich die Person kennen? Ist sie schon vorher im Buch aufgetaucht, gab es vielleicht eine Bemerkung die ich überlesen habe? Hätte ich gewusst, dass es sich um einen Teil einer Serie handelt, hätte ich das Buch bestimmt entspannter genießen können.
Die Verwirrung liegt vermutlich auch daran, dass viele ähnliche Charaktere mit ähnlichen Problemen zu tun haben, sodass man auch mal den Überblick verliert, um wen es denn gerade geht. Leser mehrerer Bände halten die Personen bestimmt einfacher auseinander, für Neueinsteiger ist das eher schwer. Da in vielen Szenen auch zwischen Vor- und Nachnamen beider(!) Personen gewechselt wurde, war die Verwirrung teilweise noch größer. Vielleicht wäre auch ein kleines Charakterverzeichnis hilfreich gewesen?
Der häufige Wechsel zwischen Gedankenwelt und Handlungsbeschreibungen von einem außenstehenden Erzähler geschieht häufig, was das Ganze spannend und abwechslungsreich macht. Allerdings gibt es vor allem zu Beginn Monologe, bei denen nicht klar ist, von welchem Charakter diese gedacht und gesprochen werden.
Die Story hat mir aber sehr gefallen, am Anfang waren sehr viele Handlungsstränge da, die parallel verliefen und früher oder später aber erwartungsgemäß - aber nicht ohne Überraschungen - zusammenlaufen. Auch wenn die Handlung insgesamt etwas 'erdacht' aussieht, fällt das während des Lesens nicht merklich auf. Viele Nebenhandlungen werden beschrieben, bei denen man zu nicht immer weiß, ob sie für die Gesamthandlung relevant oder bloß Informationen für Leser mehrerer Bände sind. In einigen Fällen wurde es mir zu abschweifend, wenn ein Charakter völlig in seiner Gedankenwelt versinkt. An anderen Stellen hat mir widerum gefallen, dass nicht alles ausformuliert wurde und der Leser somit interpretieren kann und darf. Vor allem das Zusammenspiel der unterschiedlichen Szenen hat mich anfangs vor ein großes Rätsel gestellt, was ich dann nach und nach verstanden habe. Zum Schluss hin nimmt die Handlung immer mehr Fahrt auf und ab dort konnte ich das Buch auch kaum noch aus der Hand legen.
Der Schreibstil ist sehr unterschiedlich und immer dem Erzählten angepasst, sodass häufig kurze Sätze auftauchen, die an manchen Stellen auch abgehakt wirken. Insgesamt ist es aber sehr gut lesbar, da die verschiedenen Sichten auch durch die Sprache verdeutlicht werden. Zusammenfassend: Ein spannendes Buch, was dem Leser aller Winter-Krimis noch mehr gefallen dürfte als dem Neueinsteiger. Aber trotzdem nicht weniger interessant für Neulinge, die Charaktere und Handlung lassen sich auch so sehr gut verstehen.